III — 140 —
auch sein dicker, breiter Kopf mit der gewölbten Stirn und der verengten, fast
zugespitzten Schnauze. Die Ohren sind kurz und die kleinen Augen schiefgestellt.
Der Gang ist watschelig und unbeholfen. Die Mittelfußknochen der kurzen Beine
stehen nämlich nicht, wie z. B. beim Hunde, senkrecht, sondern wagerecht, weshalb
der Bär mit der ganzen Sohle auftritt. (Sohlengänger.) Bei aller Plumpheit
aber lernt der Bär dennoch sehr gut auf den beiden Hinterbeinen tanzen.
2. Aufenthalt und Lebensweise. Der Bär findet sich vorzugsweise in
Polen, Rußland, Norwegen und in den Gebirgen Ungarns. Gewöhnlich hält er
— * sich in einsamen Felsen-
gegenden oder in un-
durchdringlichen Dickich-
ten auf. In der Jugend
frißt er Gras, Knospen,
Obst, Pilze u. dgl. Seine
liebste Speise aber ist
der Honig. Findet er
ein Bienennest im
Baume, so klettert er
hinauf; denn aufs Klet-
tern versteht er sich
vorzüglich. Er wird
dabei von seinen spitzen
Krallen und durch die
. Drehbarkeit des Unter-
Der Bär. armes unterstützt. Auch
Bienenkörbe plündert
er. Daß ihn der Stich der Bienen nicht schmerze, ist eine irrige Meinung. „Er
brummt sogar vor Schmerz, wälzt sich, sucht die Peiniger abzustreifen, läuft auch
wohl ins Wasser, kehrt aber bald wieder zurück.“ Wenn er älter geworden ist,
erwacht in ihm auch Gier nach Fleisch. Besonders stellt er Schafen und Rindern
nach. In Gebirgsgegenden sucht er diese nicht selten durch Brlummen und Um-
herjagen so zu ängstigen, daß sie sich in den Abgrund stürzen, worauf er ihnen
nachklettert und sie verspeist. Ein Bär schlug einst eine Kuh nieder, packte sie
mit den Vorderbeinen und trug sie, aufrecht gehend, durch einen Bach dem
Walde zu. Auch Pferde schlägt er zu Boden. Bei großem Hunger und bei Ver-
folgung greift er selbst den Menschen an. Meist stürzt er auf allen vieren,
zuweilen auch hoch aufgerichtet, auf ihn los, schlägt ihn mit den Vordertatzen
nieder oder urarmt ihn und zerbricht ihm die Rippen. Der sibirische Jäger
erwartet ihn zuweilen in dieser angreifenden Stellung, hält ihm den linken,
mit dicken Fellen umwundenen Arm entgegen und stößt ihm, während er mit
seiner Tatze auf den Arm losschlägt, mit der rechten Hand das schwere Bären-
messer in Hals oder Brust. Der Bär ist zwar ein furchtbarer Kämpfer, aber
zugleich ein feiger Bursche, der sich zuweilen mit einem Stock verjagen läßt.
— Im hohen Norden macht sich der Bär gegen den Winter ein Lager zu-
recht, um darin einen Teil des Winters zu verschlafen; doch ist sein Schlaf
sehr leise.