Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 147 — III 
158. Der Strauß. 
1. Körperbau. Der Strauß ist der größte Vogel. Er wird 2½ m hoch. In 
seiner äußeren Erscheinung steht er auf der Grenze zwischen Vogel und Säuge- 
tier. Er hält sich in der Wüste auch gern in Gesellschaft von Vierfüßlern 
(Zebras und Gnus) auf, die ihn wegen seiner Höhe und seines scharssichtigen 
Auges als Wächter benutzen. Das Auge ist länglichrund und wie bei den 
Säugetieren mit Lidern, das obere Augenlid mit Wimpern versehen. Was aber 
den Strauß besonders von den übrigen Vögeln unterscheidet, ist, daß er nicht 
fliegen kann. Er ist mit seinem schweren Körper nicht für die Luft, sondern 
zum Leben auf der Erde geschaffen; seine Beinknochen sind stark und schwer. 
Die Flügel sind ihrer Kürze wegen zum Fliegen ganz untauglich. An Stelle 
der Schwungfedern treten lange, daunenartige Schmuckfedern, die sogenannten 
Straußenfedern, deren Schäfte weich und biegsam sind. Auch am Schwanze 
finden sich solche. Sie sehen beim Hahn blendend weiß, bei der Henne unrein 
weißlich aus. Im übrigen sind beim Hahn alle Rumpffedern kohlschwarz, bei 
der Henne graubraun. Je weniger sich aber der Strauß aufs Fliegen versteht, 
desto größer ist seine Kunst im Laufen, worin er die meisten Vierfüßler über- 
trifft. Zu dieser Kunst befähigen ihn besonders seine langen, starken Beine. An 
jedem Fuße sitzen nur zwei, aber sehr kräftige Zehen, die fast an den ge- 
spaltenen Huf des Kamels erinnern und von denen die längere mit einem 
stumpfen Nagel versehen ist. Auch die Flügel weiß sich der Strauß beim Laufen 
dienstbar zu machen, indem er sie dabei ausbreitet und sich dadurch im Gleich- 
gewichte zu erhalten sucht. 
2. Aufenthalt und Nahrung. Der Strauß lebt in den Steppen und Wüsten 
Afrikas und Arabiens. Zum Aufenthalte in diesen unfruchtbaren Gegenden eignet 
er sich besonders durch seine Genügsamkeit; denn wie er schon durch seine Gestalt 
an das Kamel erinnert, so ist er auch genügsam wie dieses. Jedoch wählt er in 
der Steppe nur solche Stellen zum Aufenthalte, wo es Wasser gibt. Seine 
hauptsächlichste Nahrung nimmt er aus dem Pflanzenreiche; er verschmäht jedoch 
auch Käfer, Gewürm, junges Geflügel u. dgl. nicht. Sein Magen ist ungemein 
stark und kräftig. Wirft man dem Strauße ein kleines Stückchen von einem 
Ziegelsteine, eine bunte Scherbe, einen blanken Knopf hin, so hackt er augen- 
blicklich danach und schluckt diese Dinge nicht selten hinunter, ohne Magen- 
beschwerden davon zu bekommen. 
3. Das Nest des Straußes besteht nur in einer muldenartigen Vertiefung 
im Wüstensande. Mehrere Hennen benutzen nicht selten dasselbe Nest und legen 
zu gleicher Zeit abwechselnd ihre Eier hinein. Ein solches Ei hat die Größe eines 
Kinderkopfes, wiegt soviel wie 24 Hühnereier und sättigt vier hungrige Personen. 
Die am Tage brütende Henne mit angelegtem Kopf sieht einem Stein oder 
Ameisenhaufen ähnlich. Nachts brütet der Hahn. Die jungen Strauße sind an- 
fangs mit Stacheln besetzt. Erst nach zwei Monaten bekommen sie Federn. In 
Ost= und Südafrika wird der Strauß der Federn halber vielfach gezüchtet. 
159. Das Lilkrokodil. « 
1. Aufenthalt und Körperbau. Das Nilkrokodil ist besonders in den 
Flüssen und Seen Afrikas zu Hause. Am Tage liegt das Ungeheuer nicht selten 
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