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15. Der Geruch. Das Werkzeug des Geruchs ist die Nase. Sie wird aus
einer knorpeligen Masse gebildet, die sich an das Nasenbein anlegt und durch die
Nasenscheidewand in zwei Höhlen geteilt ist. Diese Höhlen öffnen sich nach
hinten in die Rachenhöhle, und von hier aus gelangt die durch die Nase ein-
geakmete Luft in die Luftröhre. Das Atmen mit der Nue mt dem mit dem
Mere aidchieden vorzuzzehen, da die gust beim Durchgange duch die Ause
nicht nur etwas erwärmt, sondern auch von schädlichen Beimischungen teilweise
befreit wird. Im Innern ist die Nase mit einer schleimigen Haut überzogen,
deren oberster Teil den Namen Riechhaut führt. In dieser liegen die Geruchs-
nerven, die den Geruch dem Gehirn übermitteln. Die Riechhaut sondert stets
Schleim ab, der die riechenden Teilchen aufs innigste mit der Haut verbindet.
Mit trockener Nase kann man daher nicht gut riechen, ebenso auch nicht, wenn
die Luft sehr kalt oder sehr heiß und trocken ist. In feuchtwarmer Luft nimmt
man die Gerüche am besten wahr. Bei den meisten Menschen ist der Geruchs-
sinn nur wenig ausgebildet. Einige wilde Völkerstämme machen jedoch hiervon
eine Ausnahme. So riechen z. B. die Indianer Nordamerikas den Rauch einer
Brandstätte viele Meilen weit, und die Eingeborenen Australiens verfolgen die
Spur eines entflohenen Räubers wie Spürhunde, so daß sich die englische
Regierung dieser Leute daselbst als Polizisten bedient.
16. Pflege des Geruchsfinnes. Kinder haben nicht selten die Unart an
sich, mit dem Finger in der Nase zu bohren oder fremde Körper in die Nase
zu stecken. Beides schadet der Nase. Durch Erkältung oder durch Einatmen
staubiger Luft zieht man sich leicht den Schnupfen zu. Dieser besteht in einer
Entzündung der Schleimhaut, die durch einen Spaltpilz hervorgerufen wird.
Dabei schwillt die Nase etwas an, es stellt sich häufiges Niesen, Kopfschmerz,
Schwindel, Tränen der Augen usw. ein, und eine wässerige Feuchtigkeit sondert
sich ab. Die besten Mittel, die man beim gewöhnlichen Schnupfen anwendet,
sind: Schutz vor Kälte und Einatmen reiner Luft. Bei heftigem Schnupfen
ziehe man Wasserdämpfe in die Nase ein. Auch schütze man die Lippen und
Nasenlöcher durch Bestreichen mit Talg oder Mandelöl vor dem Wundwerden.
Bei anhaltendem Schnupfen (Stockschnupfen), wobei sich oft schmerzhafte Ge-
schwüre in der Nase bilden, ziehe man den Arzt zu Rate.
17. Der Geschmack. Das Werkzeug des Geschmacks ist die Zunge. Sie
ist an der Oberseite mit einer dicken Schleimhaut überzogen, die mit vielen
kleinen Warzen besetzt ist. Diese stehen mit den Geschmacksnerven, die sich in
der Zunge verzweigen, in Verbindung. Nur flüssige oder im Speichel aufgelöste
feste Stoffe vermag die Zunge zu schmecken.
18. Pflege des Geschmacksfinnes. Abgestumpft wird die Feinheit des
Geschmackssinnes durch den häufigen Genuß zu scharf gewürzter Speisen, be-
sonders aber durch zu vieles Tabakrauchen und durch Tabakkauen. Köche, Wein-
reisende u. a. haben oft einen sehr feinen Geschmack und sind imstande, die
verschiedensten Tee= und Weinsorten ganz genau zu unterscheiden.
19. Das Gefühl. Der Gefühlssinn hat seinen Sitz in der Haut. Diese
besteht aus drei Hauptschichten, der Oberhaut, der Lederhaut und der Fetthaut.
Die Oberhaut ist ohne Gefühl und läßt sich ohne Schmerz in kleinen Schuppen
von der Lederhaut ablösen. Sie besteht wiederum aus zwei Schichten, der-
Realienbuch A. (III. Naturgeschichte.) 28. 71