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reichte er endlich Kleinasien. Türkische Reiter umschwärmten das Heer Tag und
Nacht. (Gedicht: Schwäbische Kunde.) Endlich kam es zur Schlacht, und die Kreuz-
fahrer siegten. Mit neuem Mute zogen sie weiter, bis an den Saleph. Eine schmale
Brücke führte über das Wasser. Der Kaiser, des langen Wartens müde, gab seinem
Pferde die Sporen und sprengte in den Fluß. Aber die Wellen rissen den kühnen
Greis mit sich fort. Ein Ritter stürzte ihm nach und brachte ihn auch ans Land —
aber nur als Leiche.
7. Sage vom Kyffhäuser. Über alle Beschreibung groß war die Trauer und
Bestürzung im Heere. Viele kehrten sogleich zu Schiffe in ihre Heimat zurück. Wo
Kaiser Friedrich sein Grab gefunden, weiß man nicht. Die Sage aber, die zuerst
an seinen großen Enkel Friedrich II. anknüpft, versetzt ihn in den Kyffhäuser.
In Zeiten, wo das Deutsche Reich ohnmächtig zusammengebrochen war und Raben
aller Art um Deutschlands Herd flatterten, schauten das Volk und seine Dichter
hoffnungsvoll nach dem Kyffhäuser: Barbarossa sollte mit Macht hervorgehen,
alle Schmach tilgen und des Reiches Herrlichkeit wiederbringen.
8. Die letzten Hohenstaufen. Nach Barbarossas Tode erreichte das Papstium den Höhe-
punkt seiner Macht. Seine Nachfolger versuchten zwar beharrlich das Ziel, das Kaisertum
von den Anmaßungen des Papsttums unabhängig zu machen, erlagen aber in den unaufhör-
lichen Kämpfen gegen die Päpste. Am gewaltigsten hat Friedrich II. gerungen. Sein Sohn
Konrad IV. starb, nachdem er seinem Bruder Neapel und Sizilien erobert hatte, in der Blüte
seines Lebens, erst 27 Jahre alt. Konradin, sein einziger Sohn, gelangte nicht auf den Thron.
Als er sich in den Besitz seines väterlichen Erbes, Siziliens und Reapels, setzen wollte, wurde
er, erst 16 Jahre alt, gefangen genommen und hingerichtet. (1268.) Er war der letzte Sproß
bes herrlichen Geschlechts der Hohenstaufen. — Macht und Ansehen des Kaisertums und die
Einheit des Reiches waren unwiederbringlich dahin. Die geistlichen Herren, die früher den
Kaiser gestützt hatten, traten ganz auf die Seite des Papstes. Die Fürsten erlangten die Erb-
lichkeit ihrer Lehen und wurden immer mehr selbständige Landesherren.
5. Die Dark Meißen bis zur Vereinigung mit Tbhöringen.
1. Nicht erbliche Markgrafen. Die Markgrafen, die in Meißen regierten,
waren kaiserliche Beamte. Die Kaiser verliehen die Markgrafenwürde nach freiem
Ermessen einem tapferen Manne bald aus diesem, bald aus jenem Geschlecht. So
1089 kam die Markgrafschaft im Jahre 1089 unter Kaiser Heinrich IV. an den Grafen
Heinrich von Eilenburg aus dem Geschlechte der Wettiner und später an
seinen Sohn Heinrich II. Nach dessen Tode verlieh Kaiser Heinrich V. die Mark
dem Grafen Wiprecht von Groitzsch, aber Konrad von Wettin, ein Vetter Hein-
richs von Eilenburg, machte Wiprecht den Besitz streitig und bemächtigte sich 1123
mit Hilfe des mächtigen Sachsenherzogs Lothar der Herrschaft, die er auch behielt,
da der Kaiser bald darauf starb und Lothar, Konrads Beschützer, Kaiser wurde.
Die Wettiner stammten aus dem Nordschwabengau zwischen Harz und Saale,
wo sie mehrere Grafschaften besaßen. Hier liegt auch die Burg Wettin, nach der
sie genannt wurden. Seit jeher hatten sie an den Kämpfen gegen die Slawen leb-
haften Anteil genommen. Sie sind vom Jahre 1089 an bis zur Gegenwart im Besitz
der Mark Meißen und der daraus hervorgegangenen Länder geblieben.
2. Konrad von Wettin, der erste erbliche Markgraf von Meißen. (1123—1156.)
1123 Konrad wurde der eigentliche Begründer der wettinischen Macht. Anfangs war
sein Besitztum nur klein, aber mit Glück und durch Geschick vergrößerte er es während