Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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aus. Wir beobachten: Die Schwingungen, in die ein Körper durch einen Stoß, 
Schlag u. dgl. versetzt wird, erzeugen schnelle Verdichtungen und Verdünnungen 
der Luft, die man Schallwellen nennt. Diese pflanzen sich nach allen Rich- 
tungen hin fort und gelangen so auch an unser Ohr. (Naturgeschichte, S. 159.) 
Fig. 24 stellt die Schallwellen dar, die durch den Klang einer Glocke verursacht 
werden. — Legen wir eine tickende Taschenuhr auf das Ende einer langen 
Bank und horchen dann mit dem Ohre am anderen Ende, so vernehmen wir 
das Ticken deutlicher, als wenn wir das Ohr wieder von der Bank entfernen. 
Andere Beispiele! — Daraus ergibt sich: Der Schall wird gewöhnlich durch 
die Luft, aber auch durch feste und flüssige, überhaupt elastische Körper 
fortgepflanzt. Feste und flüssige Körper leiten im allgemeinen den Schall 
noch besser als die Luft, weil sie elastischer sind. 
b) In heiteren, kalten Winternächten vernimmt man das Hundegebell aus 
weit entlegenen Dörfern, bei regnerischem Wetter nicht. Stellt man eine 
Weckuhr oder Spieldose unter eine Federdecke, so hört man sie kaum, weil in 
der Decke Luft und Federn abwechseln, der leitende Körper also ungleiche 
Dichtigkeit hat. Die Luft leitet den Schall um so besser, je trockener, 
ruhiger und dichter sie ist, weil sie dann auch gleichmäßig und 
elastisch ist. 
48. Geschwindigkeit des Schalles. Sehen wir in der Ferne einen Jäger sein 
Gewehr abschießen, so bemerken wir Feuer und Dampf früher als den Knall. Eine 
ähnliche Beobachtung machen wir beim Blitze und Donner. Der Schall pflanzt sich 
nämlich langsamer fort als das Licht. Man hat berechnet, daß sich der Schall bei 0° in 
der Sekunde 333 m (bei — 16° C 340 m) fortpflanzt (das Licht dagegen über 300000 
Kilometer). Nach wieviel Sekunden etwa wird man demnach den Donner eines Ge- 
witters hören, das 10 km von uns entfernt ist? 
49. Schallrohr, Sprachrohr, Hörrohr. a) In Gasthäusern, auf Bahnhöfen, 
in Schiffen usw. findet man zuweilen ein Schallrohr angebracht. Das ist ein 
langes Blechrohr, das an beiden Enden mit trichterförmigen Mundstücken ver- 
sehen und z. B. von dem Speisezimmer nach der Küche geleitet ist. Spricht 
man an einem Ende in das Rohr hinein, so vernimmt man die Worte am 
anderen Ende ganz deutlich, da die Schallwellen durch das Rohr zusammen- 
gehalten werden und so ohne wesentliche Abschwächung am anderen Ende 
anlangen. 
b) Das Sprachrohr (Fig. 25) ist ein etwa 2 m langes Rohr, das an einem 
Ende eng und mit einem Mundstücke versehen, am entgegengesetzten Ende aber 
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20—30 em weit ist. Spricht man in das Rohr hinein, so dringen die Schall- 
wellen ziemlich weit vor, so daß sich z. B. vorbeisegelnde Schiffe auf dem Meere 
auf diese Weise noch etwas mitteilen können.
	        
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