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Licht rings um den Tisch, so macht der Schatten des Bleistiftes die Bewegung
mit. Am Morgen steht die Sonne im Osten. Wohin muß dann der Schatten
fallen? Wohin fällt der Schatten mittags? Bei Sonnenuntergang?
e) Laß die Lichtstrahlen rechtwinklig auf ein viereckiges Stück Pappe fallen
und fange dann das Schattenbild der Pappe auf einem weißen Bogen Papier
auf! Der Schatten zeigt sich ebenfalls viereckig. Laß die Lichtstrahlen so auf-
fallen, daß sie parallel mit der Oberfläche der Pappe laufen! Der Schatten
nimmt die Gestalt einer geraden Linie an. Die Gestalt eines Schattens
richtet sich nicht bloß nach der Gestalt, sondern auch nach der Stellung
des schattenwerfenden Körpers. Nur wann ist der Schatten einer kreis-
runden Pappscheibe rund? Wann der Schatten einer Kugel? Unsere Erde wirft
bei Mondfinsternissen stets einen kreisförmigen Schatten. Was folgt daraus?
Der Schatten der Bäume ist des Morgens und Abends bedeutend länger als
zur Mittagszeit. Eine brennende Lampe soll die Sonne sein, ein senkrecht auf
den Tisch gestellter Bleistift ein Baum. Bewege die Lampe so, wie sich die
Sonne von Morgen bis Abend bewegt und achte auf den Schatten!
72. Sehwinkel. Ein Habicht erscheint uns hoch oben in der Luft so klein
wie ein Sperling. Andere Beispiele! Wir können uns diese Erscheinungen nur
. erklären, wenn wir das Wesen des
5 Sehwinkels kennen. (Siehe Fig. 34.)
Denken wir uns von den Endpunkten
des umgekehrten Bildes, das sich auf
der Netzhaut des Auges von dem be-
trachteten Gegenstande bildet (s. Natur-
gesch.: Das Auge, S. 1581), zwei Linien
nach den entsprechenden Endpunkten
des Gegenstandes gezogen, so schneiden sich diese im Auge unter einem Winkel,
den man den Sehwinkel nennt. Da der Kreuzungspunkt in der Augenlinse
immer derselbe bleibt, so entsteht bei größerer Eutfernung des Gegenstandes ein
kleinerer Sehwinkel und infolgedessen auf der Netzhaut ein desto kleineres Bild.
Beobachtung an Alleen und Eisenbahnschienen!
73. Dauer des Lichteindrucks. Eine schnell herumgeschwungene glühende
Kohle erscheint dem Auge als ein feuriger Kreis. Der Lichteindruck, der auf der
Netzhaut des Auges hervorgerufen wird, erlischt nämlich nicht sofort wieder,
sondern dauert bei mäßiger Lichtstärke gewöhnlich noch ½/10 Sekunde fort.
Folgen daher mehrere Lichteindrücke so schnell hintereinander, daß
der vorhergehende noch nicht erloschen ist, wenn wir die nachfolgenden
empfinden, so fließen sie ineinander. Aus diesem Gesetze erklärt sich auch
die Wirkung des Lebensrades. Dieses besteht aus einem hohlen Papp-
zylinder, der in der oberen Hälfte zahlreiche Ausschnitte hat und sich um eine
Achse drehen läßt. An der Innenseite des Zylinders liegt ein handbreiter
Papierstreifen, der mit einer Figur in verschiedenen Stellungen bemalt ist, wie
sie in einer bestimmten Bewegung, z. B. beim Herabfallen eines Reiters vom
Pferde, der Reihe nach vorkommen. Sieht man nun bei der Umdrehung des
Zylinders durch die Ausschnitte, so laufen die Figuren infolge des dauernden
Lichteindrucks ineinander, und es sieht aus, als ob der Reiter wirklich vom
Fig. 34.