Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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101. Elektrisiermaschine. a) Die Elelktrisiermaschine dient dazu, größere Mengen 
von Elektrizität zu erzeugen. Sie besteht 1. aus dem zu reibenden Körper, einer kreis- 
runden Glasscheibe, die vermittels einer Kurbel um ihre Achse gedreht werden kann; 
2. aus dem Reibzeuge, zwei Lederkissen, die mit einem Amalgam (Zinn, Zink und Queck- 
silber) überzogen sind; 3. aus einer hohlen, durch einen Glasfuß isolierten Messingkugel, 
dem Konduktor (Ansammler der Elektrizität). An dieser Kugel sind die sogenannten 
Saugarme angebracht, zwei Holzringe, zwischen denen sich die Scheibe hindurchbewegt. 
Jeder Arm ist auf der der Scheibe zugekehrten Seite mit Metallspitzen versehen, die mit 
dem Konduktor leitend verbunden sind. Werden zwei Körper aneinander gerieben, so wird 
der eine positiv, der andere negativ elektrisch. (5 96.) Dreht man nun die Glasscheibe, 
so daß sie sich durch die beiden Lederkissen bewegt, so werden die Lederkissen negativ, sie 
selbst aber wird positiv elektrisch. An der Saugvorrichtung angekommen, wirkt die positive 
Elektrizität des Glases verteilend auf die Elektrizität des Konduktors, d. h. sie zieht die 
negative an, die nun durch die Metallspitzen auf die Glasscheibe überströmt, und vereinigt 
sich mit ihr. Aus dem Konduktor aber bleibt positive Elektrizität zurück. 
b) Nähert man die Handknöchel dem mit positiver Elektrizität geladenen Konduktor, 
so springen Funken über. Will man große Funken haben, so muß man das Reibzeng 
zur Ableitung der negativen Elektrizität durch eine metallene Kette mit dem Fußboden 
verbinden. Mit dem Funtenzieher, einer hin und her schiebbaren, isolierten Metallkugel, 
kann man aus dem Konduktor einer starken Elektrisiermaschine Funken von 1 m Länge 
ziehen. Bei Annäherung des Gesichts an den Konduktor haben wir das Gefühl, als ob 
wir in Spinngewebe geraten wären. Die einzelnen Härchen sind nämlich elektrisch ge- 
worden, stoßen sich ab und spannen dadurch die Haut. Stellen wir uns auf einen Isolier- 
schemel (hölzerne Fußbank mit gläsernen Beinen) und erfassen mit der Hand den Kon- 
duktor, so sträuben sich unsere Haare, bei Annäherung von Leitern sprühen wir Funken 
aus, ja, wir können so mit bloßen Fingern erwärmten Spiritus anzünden. Befsestigen 
wir eine Stecknadel mit Wachs an der Seite des Konduktors und halten einen leichten 
Papierstreifen vor seine Spitze, so wird er durch die aus der Spitze ausströmende Elel- 
trizität weggeweht. (Elektrischer Wind.) 
102. Gewitter. Was der elektrische Funke und das damit verbundene 
Knistern im kleinen ist, das sind Blitz und Donner im großen. Die Luft ist 
immer etwas elektrisch. Vor jedem Gewitter findet schnelle Wolkenbildung statt. 
Bei der Verdichtung des Wasserdampfes zu Tropfen entwickelt sich Elektrizität, 
die sich in den Tropfen anhäuft. Besonders sammelt sich in den Gewitterwolken 
positive Elektrizität an. Nähert sich nun eine Wolke, worin sich positive Elek- 
trizität angehäuft hat, einer anderen Wolke, so zieht sie die negative Elektrizität 
der anderen Wolke in die ihr zugekehrte Seite, und beide Elektrizitäten suchen 
sich zu vereinigen. Ist ihre Spannung stark genug, um die zwischen ihnen 
befindliche Luftschicht durchbrechen zu können, so entsteht ein elektrischer Funke, 
den wir Blitz nennen. Das Einschlagen geschieht dann, wenn sich eine beispiels- 
weise mit positiver Elektrizität geladene Wolke dem Erdboden nähert. Sie 
zieht dann die negative Elektrizität der Erde in die der Wolke am nächsten 
stehenden Gegenstände, Bäume, Türme u. dgl., und indem sich ihre positive 
Elektrizität mit der negativen der Erde zu vereinigen sucht, durchbricht die 
positive im Blitzstrahl die Luft, und — es schlägt ein. Brennbare Stoffe 
werden dabei häufig entzündet, jedoch nur dann, wenn sie schlecht leiten; 
schmelzbare Körper werden oft geschmolzen. Ist der Blitz nur schwach, so werden 
gute Leiter von ihm nicht beschädigt. Häufig bringt er aber eine Erschütterung 
in ihnen hervor. (Kalter Schlag.) Das Wetterleuchten rührt von entfernten 
Gewittern her, deren Donner man nicht hört. Der Donner selbst entsteht 
durch Luftschwingungen, die von dem Zerteilen der Luftschichten durch den
	        
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