Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

IV — 54 — 
# 24) versetzt ist, so steigen an jedem Pole Gasblasen auf. Sammeln wir jedes Gas 
für sich in einem kleinen Zylinder, so finden wir, daß in derselben Zeit am negativen 
Pol doppelt so viel abgeschieden ist als am positiven. Die Prüfung der Gase (Chemie 
z 4 und 6) ergibt, daß am negativen Pole Wasserstoff, am positiven Sauerstoff ab- 
geschieden worden ist; beide zusammen ergeben Wasser; dieses ist in der Schwefelsäure 
enthalten. Es wird zerlegt; der Schwefelsäurerest verbindet sich dann wieder mit anderem 
Wasser zu Schwefelsäure. 
b) Metallabscheidung. Verwendet man statt der Schwefelsäure Kupfervitriol — 
das ist schwefelsaures Kupfer; es enthält in Schwefelsäure statt Wasserstoff Kupfer —, 
so erhält man auch am negativen Pol Kupfer, am positiven Sauerstoff und den Schwefel- 
säurerest. Besteht nun der positive Pol aus einer Kupferplatte, so lösen beide zusammen 
dort Kupfer auf, und es bildet sich wieder Kupfervitriol. Auf dieser zersetzenden Kraft des 
galvanischen Stromes beruht die Galvanoplastik, d. i. die Kunst, Gegenstände, wie Münzen, 
Holzschnitte, Gipsabdrücke, Kupferstiche u. dgl., in Kupfer getreu nachzubilden. Anstatt der 
Eisenplatte hängt man an den negativen Pol eine Platte (Matrize) von Wachs, Gips, 
Guttapercha usw., die auf der inneren Seite einen Abdruck des nachzubildenden Gegen- 
standes enthält. Sie ist hier mit feinem Graphit oder Bronzepulver bestrichen, das die 
Elektrizität gut leitet. An die Form (Matrize) setzt sich metallisches Kupfer, während eine 
gleiche Menge Kupfer der Kupferplatte sich zu Kupfervitriol auflöst. Nach Verlauf einiger 
Tage ist die Form mit einer dicken Kupferschicht überzogen. Diese zeigt dann, abgelöst, einen 
getreuen Abdruck des betreffenden Gegenstandes. In ähnlicher Weise geschieht auch die 
galvanische Vergoldung, Versilberung und Vernickelung, sowie die Gewinnung von reinen 
Metallen, z. B. Kupfer und Aluminium. Auch das zur Azetylenbereitung nötige Kalzium- 
karbid wird mit Hilfe des elektrischen Stromes dargestellk. 
c) Akkumulatoren. Läßt man in dem ersten Versuch die Pole in der Schwefel- 
säure, nimmt aber die Elemente weg und verbindet die nun freien Enden der Leitungs- 
drähte mit einem Multiplikator (§ 113), so schlägt die Nadel aus; es ist also ein schwacher 
elektrischer Strom entstanden und zwar dadurch, daß an der einen Platte Wasserstoff, 
an der andern Sauerstoff haftet. Auf diese Erscheinung gründet sich die Herstellung 
der Akkumulatoren (Anhäufer, Kraftsammler). In ein rechteckiges Glas mit verdünnter 
Schwefelsäure werden zwei Bleiplatten so gestellt, daß sie sich nicht berühren. Dann wird 
längere Zeit Strom hineingeleitet. Der größte Teil des Wasserstoffes der negativen 
Platte entweicht, während der Sauerstoff mit dem Blei am positiven Pol sich zu Blei- 
überoxyd verbindet. Jetzt wirken die beiden Platten ähnlich wie eine Zink= und eine 
Kupferplatte in verdünnter Schwefelsäure. Statt zweier Platten werden ihrer meist 
mehrere in einem Glase verwandt; die abwechselnden bilden dann den gleichen Pol 
und werden oben untereinander verbunden. Um größere Elektrizitätsmengen aufzu- 
speichern, verwendet man Batterien aus vielen Akkumulatoren. 
110. Elektromagnet. Wenn man weiches Eisen mit einem übersponnenen 
Kupferdrahte umwickelt und die beiden Drahtenden mit den Polen des Elements 
verbindet, so wird das Eisen magnetisch, solange der Strom durch die Draht- 
windungen fließt. Sobald aber der Strom unterbrochen wird, ist es wieder 
unmagnetisch. Ein durch einen galvanischen Strom magnetisch gemachtes Eisen 
heißt ein Elektromagnet. 
111. Der Telegraph (s. Fig. 47) setzt sich der Hauptsache nach aus vier 
Teilen zusammen, 1. der Batterie c (1u), 2. dem Leitungsdrahte LL, 3. dem 
Schlüssel mit dem Knopfe k oder ki, 4. der Schreibvorrichtung. 
1. Die Batterie dient zur Erzeugung des galvanischen Stromes. 
2. Der Leitungsdraht beginnt und mündet in den einzelnen Stationen. 
Früher benutzte man zwei Leitungsdrähte zur Herstellung des Stromkreises. 
Bald aber entdeckte man, daß ein Draht genügte, weil die Erde den anderen 
Draht ersetzen kann. Um dieses zu ermöglichen, ist es nötig, daß in der Anfangs=
	        
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