IV — 62 —
einige Zinkschnitzel (beim Klempner zu haben) und übergießen sie durch die
Trichterröhre mit verdünnter Schwefelsäure. Sofort entsteht ein lebhaftes Auf-
brausen. Es entwickelt sich ein Gas, Wasserstoff genannt. (S. 51.) Da es sich
in reichem Maße bildet, so hat es in der Flasche keinen Platz und entweicht
durch die Gasleitungsröhre. Dabei nimmt es die anfangs in der Flasche be-
findliche Luft mit sich fort. Wir fangen das Gas unter Wasser in einem
kleinen Glaszylinder auf und zünden es an. Das zuerst aufgefangene verbrennt
mit Explosion, denn es war noch mit Luft gemischt. Diese Mischung nennt man
Knallgas. Daher darf man das ausströmende Gas erst dann anzünden, wenn
das im Zylinder enthaltene nicht mehr explodiert, sondern ruhig brennt. Einen
mit Wasserstoff gefüllten Zylinder hält man eine Minute lang mit der Offnung
nach unten, einen zweiten umgekehrt. Der Inhalt des ersteren läßt sich noch
entzünden, der des zweiten nicht mehr. Im ersten ist der Wasserstoff geblieben,
im zweiten nicht; also ist der Wasserstoff leichter als Luft, nämlich 14½ mal so
leicht. Er wird daher zum Füllen der Luftballons und Luftschiffe verwandt.
(Physik § 45.) Wir setzen an die Ausströmungsöffnung mittels eines kurzen
Gummischlauchs ein nach oben rechtwinklig gebogenes Glasröhrchen, das in einer
Spitze endet. Hier zünden wir den Wasserstoff an. Er brennt mit blaßblauer
Flamme. Ein in sie gehaltener Draht glüht bald stark; also ist die Flamme
sehr heiß. Deshalb dient die durch reinen Sauerstoff (8 7 a) gespeiste Wasser-
stofflamme zum schnellen Abschmelzen (Bohren und Schneiden) von Eisen.
Halten wir ein trockenes Glas mit weiter Offnung über die Flamme, so be-
schlagen die Wände des Glases inwendig mit feinen Wassertropfen. Indem
nämlich der Wasserstoff verbrennt, d. h. sich chemisch mit dem Sauerstoffe der
Luft verbindet, entsteht wieder Wasser.
III. Die atmolpbärische Luft. Sauerstoff. Stichkfstoff.
Ammoniak.
5. Atmosphärische Luft. Die Luft, die uns umgibt, brauchen wir zum
Atmen. Kein Mensch, kein Tier, keine Pflanze kann ohne sie leben. Sie umgibt
die Erde wie eine kugelförmige Hülle. Diese Lusthülle nennt man den Luft-
kreis (Dunstkreis, Atmosphäre). Die atmosphärische Luft hat eine Höhe von
etwa 300 km. — Sie besteht aus ungefähr 1 Teil Sauerstoff und 4 Teilen
Stickstoff. Jedoch sind ihr noch geringe Mengen Kohlensäure und Wasserdampf
beigemengt.
6. Sauerstoff findet man außer in der Luft im Wasser, in der Erde, in
Tieren und Pflanzen, doch trifft man ihn niemals allein an. Um Sauerstoff
darzustellen, vermischen wir etwa 20 g chlorsaures Kali mit ebensoviel pulveri-
siertem Braunsteine und füllen davon ein Probierglas von schwer schmelzbarem
Glase oder besser eine kleine Retorte etwa halb voll. Dann verschließen wir
das Gläschen luftdicht mit einem durchbohrten weichen Korke, durch dessen
Offnung das eine Ende einer 8-förmigen Glasröhre geführt ist. Hierauf hängen
wir das Probierglas mittels eines Drahtes so an einem Gestelle auf, daß das
freie, aufwärtsgebogene Ende der Glasröhre in eine Waschschüssel mit Wasser
taucht und die Offnung noch etwas vom Wasser bedeckt wird. Erhitzen wir nun