Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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jwerren und so die Wärme aus dem Ofenrohr nicht entweichen zu lassen, die Ofenklappe 
an dem Rohr zu früh verschließt. Das sich dann bildende Kohlenoxhdgas dringt durch 
die Ofentür ins Zimmer, und da es geruch-, geschmack= und farblos ist, so macht es 
sich durch nichts kenntlich, bringt aber bald Bewußtlosigkeit und Tod hervor. Daher ist 
die Anbringung von Ofenklappen polizeilich verboten. Durch luftdicht schließende Ofen- 
türen erreicht man in neuerer Zeit viel besser und ohne Gefahr denselben Zweck, den 
man durch das frühzeitige Schließen der Ofenklappe erstrebt, nämlich das längere Warm- 
hleiben des Ofens. 
b) Kohlenoxyd entsteht auch, wenn die Kohlen im Plätteisen langsam verbrennen; 
daher bekommen Plätterinnen, die ihre Plätteisen mit Kohlen heizen, meist heftige 
Kopsschmerzen. Es ist auch im Leuchtgas enthalten (siehe unten) und bewirkt die Ver- 
gifstung durch Leuchtgas. In großen Mengen entsteht es in den Hochöfen. Da in ihm 
der Kohlenstoff erst halb verbrannt ist, kann er noch Sauerstoff aufnehmen. Daher 
wweren, die Hochofengase zum Heizen und zum Betrieb von großen Gasmotoren nutzbar 
gemacht. 
18. Leuchtgas. a) Im kleinen haben wir uns Leuchtgas bereits (durch den 
Versuch S. 60, 5 1) hergestellt. Wir wiederholen den Versuch mit einem 
Stückchen Steinkohle. Halten wir nach wenigen Minuten ein brennendes Streich- 
holz an die Offnung der Röhre, so entsteht hier eine helle, schöne Flamme. 
Aus der Röhre strömt nämlich Leuchtgas heraus. Dieses entzündet sich an einer 
Flamme. Auch aus Papier läßt sich dieses Gas leicht herstellen. Drehe eine 
Tüte aus Papier und zünde sie am weiten Ende an! Aus der Spitze strömt 
ein Gas. Halte ein brennendes Zündholz daran! Das Gas entzündet sich. Es 
ist Leuchtgas. Überhaupt läßt sich dieses Leuchtgas aus allen Heiz= und Be- 
leuchtungsstoffen herstellen, aus Holz, Talg, Wachs, Rüböl, Petroleum u. dal. 
Eigentlich ist ja jeder Feuerherd, jeder Ofen, jede Petroleumlampe, jede Kerze 
eine Gasfabrik im kleinen; denn das Feuer brennt nur so lange mit Flamme, 
als sich Leuchtgas aus dem Brennstoffe entwickelt. (S. 63, § 7.) 
b) Halte ein trockenes Glas über die Gasflamme! Es beschlägt mit Wasser. 
Halte Kreide in die Flamme! Sie schwärzt sich. Das Leuchtgas ist ein Ge- 
menge von vier brennbaren Gasen. Diese sind: leichter und schwerer Kohlen- 
wasserstoff, Wasserstoff und Kohlenoxyd. Leichtes Kohlenwasserstoffgas ist als 
Sumpf= oder Grubengas bekannt. (S. 66.) Schweres Kohlenwasserstoffgas ent- 
hält mehr Kohle als leichtes und bedingt die Leuchtkraft der Leuchtgasflamme. 
0) Im großen stellt man Leuchtgas aus Steinkohlen her. Man benutzt dazu 
Ofen, in denen 6—12 m lange Tonröhren liegen, die ununterbrochen stark ge- 
heizt werden. Jede Röhre kann etwa 100 kg Kohlen fassen. Aus den Kohlen 
entwickeln sich Dämpfe und Gase, die durch Röhren in einen großen Zylinder, 
die Vorlage, geleitet werden. Hier verdichten sich die Dämpfe zu Teer und 
Teerwasser, die in die Teerzisterne abfließen. Die heißen Gase aber durch- 
strömen hierauf einen kühlen Raum, den Kondensator, damit sie dort abgekühlt 
und beigemischte Dämpfe verdichtet werden. Darauf gelangen sie in den 
Wascher. Das ist ein 3—4 m hoher Zylinder, der mit Koks gefüllt ist und 
durch den fortwährend Wasser fließt. Das Gas durchströmt nun den Koks, 
und das Wasser entzieht dem Gase hier einen Teil seiner gasartigen, nicht 
brennenden Beimischungen, besonders Kohlensäure und Ammoniak. Hierauf 
gelargt das Gas noch in einen besonderen Reinigungsapparat. Dort be- 
findel sich in einem eisernen Kasten auf Rutengeflecht ein Gemenge von ge-
	        
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