Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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Jc) Am häufigsten findet sich der Bernstein an der Küste Samlands. Dort 
liegt er in einer Schicht „blauer Erde“, 30—33 m tief unter der Oberfläche. 
Man gräbt bis zu dieser Schicht hinunter und durchsucht hier dann jedes 
Krümchen Erde. Die „blaue Erde“ erstreckt sich auch weit unter dem Meeres- 
boden hin. Die im Meere liegenden Stücke verwickeln sich sehr oft in Seetang. 
Daher sieht man am Strande Arbeiter bis an die Brust ins Wasser gehen und 
das Kraut ans Ufer holen. Weiter hinaus ins Meer fährt der Taucher mit 
einem Boote. Bei ruhigem Wetter sieht er deutlich den Bernstein auf dem 
Meeresgrunde liegen. Er springt dann hinunter, stößt den Bernstein los und 
bringt ihn nach oben. Der preußische Staat allein hat das Recht, hier nach 
Bernstein zu suchen. Die Gewinnung desselben hat er verpachtet. 
VI. Schwesel, Schwefelfäure, Dbospbor, Feuerzeuge, 
Streichbolz. 
23. Schwefel. a) Halte ein Stück natürlichen gediegenen Schwefel neben 
den Schwefel am Streichholze! Er hat Fettglanz. Zünde ein Streichholz an 
und beobachte die Flamme! Zunächst entzündet sich der Phosphor, dann der 
Schwefel. Der Schwefel verbrennt mit blauer Flamme und gibt dabei einen 
stechenden Geruch von sich, der zum Husten reizt. Erhitzt man Schwefel auf 
+ 110% C, so schmilzt er zu einer hellbraunen, dünnen Flüssigkeit. Bei 
+ 420° 0 siedet er und verflüchtigt sich zu dunkelbraun-gelben Dämpfen. 
b) Der Schwefel ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral. In den 
Kratern der Vulkane findet man ihn gediegen, da er dort dampfförmig aus dem 
Innern hervorkam. Die größten Lager von Schwefel sind aber wässerigen Ur- 
sprungs, wie z. B. die bei Girgenti auf Sizilien, die wohl 3 des in Europa 
gebrauchten Schwefels liefern. Auch die Schweiz und Spanien liefern etwas 
gediegenen Schwefel. Der natürliche Schwefel ist oft mit Kalkstein, Gips u. a. 
Mineralien gemengt. Meistens aber tritt er in Verbindung mit Metallen auf, 
namentlich im Harze, im sächsischen Erzgebirge, in Böhmen, Schlesien usw. 
Solche Verbindungen nennt man geschwefelte 
Erze. Sie haben meist starken Metallglanz 
und werden Kiese genannt, wenn sie weiß 
oder gelb, Glanze, wenn sie grau oder 
schwarz sind. Hellgefärbte Schwefelerze, die 
durchscheinend sind und Fettglanz bis Dia- 
muantglanz haben, nennt man Blenden. 
LDeie wichtigsten Schwefelerze sind: 1. Der 
Schwefel= oder Eisenkies. Er ist messing- 
gelb und glänzt wie Metall. Zerschlägt man 
ihn, so riecht er nach Schwefel. Am Stahle 
gibt er Funken. (S. 91.) In der Natur ver- 
wittert er zu Eisenvitriol. (S. 92.) 2. Der 
Bleiglanz. Er besteht etwa aus 87 % Blei 
" und 13 0% Schwefel und wird vielfach im Harze 
Fig. 54. gewonnen. Blase mit einem Lötrohre (Fig. 54) 
 
	        
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