Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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auf die Spitze einer Spiritusslamme, so daß diese auf ein Stückchen Blei- 
glanz, in einer kleinen Vertiefung einer Holzkohle, schlägt! Der Schwefel ver- 
brennt, und das Blei bleibt als glänzendes Metall auf der Kohle zurück. (Über 
Kupferkies und Kupferglanz vergleiche S. 921) 
c) Um den in Steinbrüchen gewonnenen Schwefel von den mit ihm ge- 
mengten Mineralstoffen zu trennen, entzündet man ihn in kleinen Schachtöfen. 
Man opfert dabei einen Teil des Schwefels, wobei durch die entstehende Wärme 
der übrige Schwefel schmilzt und in flachen Gruben erstarrt. Er kommt als 
Rohschwefel in den Handel. Um ihn von allen erdigen Teilen zu befreien, 
reinigt man ihn gewöhnlich noch einmal, indem man ihn zum Sieden ehhitzt. 
Dabei verwandelt er sich in Dämpfe. Die Dämpfe leitet man in eine Kammer. 
Dort setzen sie sich, solange die Kammer noch nicht zu warm ist, an den Wänden 
in Gestalt eines feinen Pulvers als Schwefelblumen ab. Sobald man aber 
die Wärme hier bis + 110° C steigert, schmilzt der Schwefel wieder, sammelt 
sich am Boden und wird nun durch eine Offnung abgelassen. Dann wird er in 
zylinderförmige Gefäße gefüllt, wo er zu Stangenschwefel erstarrt. 
24. Schweflige Säure und Schwefelsäure. a) Streiche ein Zündholz an! 
Es entsteht durch Verbrennen des Schwefels eine bläuliche Flamme und ein 
stechender Geruch. Der Schwefel verbindet sich nämlich mit dem Sauerstoffe 
der Luft, und es bildet sich ein neuer, luftförmiger Körper, die schweflige Säure. 
Sie wird begierig vom Wasser aufgesaugt. — Halte eine Rose in schweflige 
Säure! Sie bleicht darin. Tauche sie in verdünnte Schwefelsäure! Sie wird 
wieder rot. Die schweflige Säure zerstört nämlich nicht die Farbe der Rose, 
sondern geht mit ihr eine farblose Verbindung ein. Durch eine stärkere 
Säure, hier Schwefelsäure, wird die schweflige Säure wieder ausgetrieben und 
die Farbe wiederhergestellt. Man benutzt die schweflige Säure zum Reinigen 
der Zeuge von Fruchtflecken (Rotweinflecken, Heidelbeerflecken), zum Bleichen 
von Seide, Wolle, Stroh usw., zum Entfärben des Rübensaftes in Zucker- 
fabriken und zum Töten von schädlichen Pilzkeimen (Ausschwefeln der Wein- 
fässer und Einmachgläser, Desinfizieren der Krankenzimmer). 
b) Von der schwefligen Säure unterscheidet man die Schwefelsäure. Sie 
enthält mehr Sauerstoff als die schweflige Säure. Man stellt sie aus schwefliger 
Säure her. Diese gewinnt man dadurch, daß man Schwefel verbrennt oder 
Schwefelmetalle röstet. Die so entstandene schweflige Säure leitet man in Blei- 
kammern. Das sind Räume, die aus Bleiplatten zusammengefügt sind. Blei 
wählt man deshalb, weil es von der Schwefelsäure am wenigsten angegriffen 
wird. Diese Räume stehen mit der atmosphärischen Luft in Verbindung. Auf 
dem Fußboden sind flache Schalen mit Salpetersäure ausgestellt. Auch wird 
beständig Wasserdampf in die Kammern geleitet. Die schweflige Säure entzieht 
der Salpetersäure Sauerstoff, verbindet sich mit dem Wasserdampfe und bildet 
so einen neuen Körper, die Schwefelsäure. Der Rest der Salpetersäure ersetzt 
seinen Verlust an Sauerstoff sofort wieder, indem er beständig den Sauerstoff 
der atmosphärischen Luft an sich reißt. Durch Eindampfen wird der Schwefel- 
säure wieder ein Teil des Wassers entzogen, und sie kommt dann in den 
Handel unter dem Namen englische Schwefelsäure, weil sie in England zuerst 
hergestellt wurde.
	        
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