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es nur mit Pinzette, nicht mit bloßen Fingern. Schabe es! Es glänzt wie Silber,
überzieht sich aber schnell mit einer weißen Schicht (durch Verbindung mit Sauerstoff).
Wirf mit Vorsicht ein nicht ganz erbsengroßes Stück Natrium auf wenig kaltes Wasser in
ziemlich hohem Glase! Es schwimmt zischend umher, wird kleiner und verschwindet
zuletzt. Wirf es auf warmes Wasser! Es erscheint eine gelbliche Flumme. Das Natrium
verbindet sich nämlich mit dem Sauerstoffe des Wassers zu Natriumoxyd. (S. 80.) Da-
durch wird Wasserstoff frei, und es entwickelt sich eine solche Wärme, daß sich der Wasser-
stoff entzündet. Dampft man die Flüssigkeit ab, so bleibt eine weiße Masse zurück, die
ätzend wirkt und Atnatron heißt. Es besteht aus einer Verbindung von Natrium,
Sauerstoff und Wasserstoff. Es ist ein Hauptbestandteil der Seifenpulver und wird zur
Seifenbereitung als Seifenstein benutzt. (S. 80.)
39. Chlor. a) Schütte in ein Kochfläschchen 1 Teil Kochsalz und 1 Teil
Braunstein und gieße 4 Teile verdünnte Schwefelsäure darüber! Verschließe
mit einem durchbohrten Korke, durch den eine zweischenklige Glasröhre geht,
deren einer Schenkel eben durch den Kork führt, während der andere ziemlich
auf den Boden einer offenen Flasche reicht. Hierauf erwärme das Koch-
fläschchen gelind über einer Spiritusflamme! Durch die Glasröhre steigt ein
gelblich grünes Gas in die andere Flasche: Chlor. Es ist giftig. Beim Ein-
atmen verursacht es Bluthusten, ja, es kann tödlich wirken.
b) Leite das Chlor in eine Flasche mit Wasser von etwa + 12° C.l Das
Chlor ist verschwunden. Das Wasser hat es aufgelöst und „verschluckt“ (11 Wasser
2½ 1 Chlor). Dadurch ist Chlorwasser entstanden.
JD) Wirf ein Rosenblatt oder ein angefeuchtetes, gefärbtes Kattunläppchen in
das Chlorwasser! Blatt und Kattun werden bleich. Die Farbe verschwindet.
Chlorwasser zerstört alle Pflanzenfarben. Es hat nämlich große Neigung, sich mit
Wasserstoff zu verbinden. Da nun alle Tier- und Pflanzenstoffe Wasserstoff ent-
halten, so werden sie vom Chlor zerstört, und zwar tierische Stoffe am schnellsten.
Deshalb lassen sich auch Tintenflecke durch Chlorwasser entfernen.
d) Wenn man Chlor in gelöschten Kalk leitet, so entsteht Chlorkalk. Ver-
dünne Chlorkalk mit Wasser und lege ein schmutziges Leinen= oder Baumwollen-
läppchen hinein (keine Seide)! Nach einiger Zeit wasche das Läppchen aus!
Der Schmutz ist verschwunden. Läßt man das Läppchen zu lange im Chlorkalke
liegen, so wird es mürbe und brüchig. Der Chlorkalk greift nämlich dann die
Fäden an. Beim Reinigen des Zeuges setzt man etwa 30 g Chlorkalk zu einem
Eimer Wasser, läßt die Wäsche darin 10 Minuten liegen und wäscht sie dann
zweimal in reinem Wasser aus. Chlorkalk benutzt man auch besonders zum
Bleichen von Leinen. Die schwachgelbe Färbung der Leinwand wird dadurch
ebenso vollkommen entfernt wie bei der Rasenbleiche. Damit aber die hierbei
entstehende Salzsäure nicht die Faser zerfresse, muß rechtzeitig ein Gegenmittel
(unterschwefligsaures Natron = „Antichlor“) angewandt werden. Bei dessen
richtigem Gebrauche wird die Faser nicht im geringsten zerstört.
e) In einem Topf mit übelriechendem (faulem) Wasser gieße etwas Chlor=
wasser! Der üble Geruch verschwindet. Auch hier verbindet sich das Chlor mit
dem Wasserstoffe, entzieht ihn so den gasförmigen Verbindungen, die bei der
Fäulnis entstehen, und zerstört sie dadurch. Man benutzt daher Chlor auch zum
Desinfizieren, indem man Chlorkalk in Schälchen aussetzt und irgend eine ver-
dünnte Säure, gewöhnlich Schwefelsäure, darauf gießt. Da jedoch die sich ent-