Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

IV — 82 — 
dichten sich zu einer gelben Flüssigkeit. Das ist Salpetersäure. Die Schwefelsäure hat 
sie aus dem Salpeter verdrängt. Übergieße eine Kupfermünze mit Salpetersäure! Sie 
löst sich auf. (Ebenso Zink, Blei, Eisen, Silber!) Salvetersäure löst alle Metalle auf 
mit Ausnahme von Gold und Platina. Wirft man Gold, das mit Silber oder Kupfer 
vermischt ist, hinein, so werden Silber und Kupfer vom Golde geschieden. Man nennt 
daher die Salpetersäure auch Scheidewasser. Der Goldschmied stellt damit die Gold- 
probe an. — Eine Mischung von 1 Teil Salpetersäure und 2—4 Teilen Salzsäure gibt 
das Königswasser, so genannt, weil es den König der Metalle, das Gold, auflöst. 
X. Kalk (dichter Kalkstein, Kreicke, Marmor, Gips). 
46. Dichter Kalkstein. a) Der dichte Kalkstein bildet große Lager in der 
Erde, ja, sogar ganze Gebirge, z. B. den Fränkisch-Schwäbischen-Jura. Er ist 
ein ziemlich weicher Stein. Ritze ihn mit dem Messer! Es entsteht eine 
Schramme. Hierdurch kann man den Kalkstein leicht von dem ihm ähnlichen 
Kieselsteine unterscheiden. (S. 75.) Betupfe ihn mit Salzsäure! Er braust auf. 
Er enthält nämlich Kohlensäure, die in Bläschen entweicht. Glühe ein Stückchen 
Kalkstein (vor dem Lötrohre, S. 72)! Er verliert seine Festigkeit und läßt sich 
zu Pulver zerreiben; denn durch das Glühen entweicht ebenfalls Kohlensäure, 
und was übrig bleibt, ist Kalkerde. Der dichte Kalkstein besteht nämlich aus 
Kohlensäure (44%) und Kalkerde (56%). Er heißt deshalb auch kohlensaurer 
Kalk. Zuweilen ist er schön kristallisiert und 
spaltet leicht in Stücken, die wie verschobene 
Würfel aussehen. 
b) Solange noch die Kohlensäure im Kalke 
enthalten ist, läßt er sich nicht in einen Brei ver- 
wandeln, wohl aber, wenn vorher alle Kohlen- 
säure aus ihm herausgetrieben worden ist. Das 
geschteht durch Brennen des Kalkes im Kalk- 
ofcn. (Fig. 55.) Die Hitze vertreibt nämlich die 
Kohlensäure aus dem Kalke gerade so wie der 
Essig. Läßt man gebrannten Kalk (Kalkerde) 
längere Zeit in Leinwand liegen, so zerstört 
er sie. Er wirkt also ätzend und heißt des- 
halb Atzkalk. 
J) Tauche ein Stückchen Atzkalk in Wasser und halte es dann in der Hand 
fest! Du fühlst bald ein Brennen in der Hand. Der Actzalk saugt nämlich sehr 
begierig Wasser auf, verbindet sich mit dem Wasser und entwickelt dabei Wärme. 
Will der Maurer gebrannten Kalk gebrauchen, so begießt er ihn erst in der Kalk- 
grube mit Wasser: er löscht ihn, wie er sagt. Dabei verwandelt sich der Atzkalk 
unter Zischen und Dampfbildung in ein weißes Pulver und dieses durch weiteren 
Zusatz von Wasser in einen weißen Brei. (Gelöschter Kalk.) Wird der Brei 
mit Sand vermengt, so heißt er Mörtel. Dieser verbindet die Mauersteine eng 
miteinander, denn er erhärtet bald an der Luft, indem er das Wasser abgibt 
und sich wieder mit Kohlensäure verbindet. Vielfach benutzt man statt des 
Mörtels den Zement, d. i. mit gebranntem Ton vermischter Mörtel. Er 
wird unter Wasser so hart wie Stein. Man verwendet ihn deshalb zu 
Wasserbauten. 
 
	        
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