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dichten sich zu einer gelben Flüssigkeit. Das ist Salpetersäure. Die Schwefelsäure hat
sie aus dem Salpeter verdrängt. Übergieße eine Kupfermünze mit Salpetersäure! Sie
löst sich auf. (Ebenso Zink, Blei, Eisen, Silber!) Salvetersäure löst alle Metalle auf
mit Ausnahme von Gold und Platina. Wirft man Gold, das mit Silber oder Kupfer
vermischt ist, hinein, so werden Silber und Kupfer vom Golde geschieden. Man nennt
daher die Salpetersäure auch Scheidewasser. Der Goldschmied stellt damit die Gold-
probe an. — Eine Mischung von 1 Teil Salpetersäure und 2—4 Teilen Salzsäure gibt
das Königswasser, so genannt, weil es den König der Metalle, das Gold, auflöst.
X. Kalk (dichter Kalkstein, Kreicke, Marmor, Gips).
46. Dichter Kalkstein. a) Der dichte Kalkstein bildet große Lager in der
Erde, ja, sogar ganze Gebirge, z. B. den Fränkisch-Schwäbischen-Jura. Er ist
ein ziemlich weicher Stein. Ritze ihn mit dem Messer! Es entsteht eine
Schramme. Hierdurch kann man den Kalkstein leicht von dem ihm ähnlichen
Kieselsteine unterscheiden. (S. 75.) Betupfe ihn mit Salzsäure! Er braust auf.
Er enthält nämlich Kohlensäure, die in Bläschen entweicht. Glühe ein Stückchen
Kalkstein (vor dem Lötrohre, S. 72)! Er verliert seine Festigkeit und läßt sich
zu Pulver zerreiben; denn durch das Glühen entweicht ebenfalls Kohlensäure,
und was übrig bleibt, ist Kalkerde. Der dichte Kalkstein besteht nämlich aus
Kohlensäure (44%) und Kalkerde (56%). Er heißt deshalb auch kohlensaurer
Kalk. Zuweilen ist er schön kristallisiert und
spaltet leicht in Stücken, die wie verschobene
Würfel aussehen.
b) Solange noch die Kohlensäure im Kalke
enthalten ist, läßt er sich nicht in einen Brei ver-
wandeln, wohl aber, wenn vorher alle Kohlen-
säure aus ihm herausgetrieben worden ist. Das
geschteht durch Brennen des Kalkes im Kalk-
ofcn. (Fig. 55.) Die Hitze vertreibt nämlich die
Kohlensäure aus dem Kalke gerade so wie der
Essig. Läßt man gebrannten Kalk (Kalkerde)
längere Zeit in Leinwand liegen, so zerstört
er sie. Er wirkt also ätzend und heißt des-
halb Atzkalk.
J) Tauche ein Stückchen Atzkalk in Wasser und halte es dann in der Hand
fest! Du fühlst bald ein Brennen in der Hand. Der Actzalk saugt nämlich sehr
begierig Wasser auf, verbindet sich mit dem Wasser und entwickelt dabei Wärme.
Will der Maurer gebrannten Kalk gebrauchen, so begießt er ihn erst in der Kalk-
grube mit Wasser: er löscht ihn, wie er sagt. Dabei verwandelt sich der Atzkalk
unter Zischen und Dampfbildung in ein weißes Pulver und dieses durch weiteren
Zusatz von Wasser in einen weißen Brei. (Gelöschter Kalk.) Wird der Brei
mit Sand vermengt, so heißt er Mörtel. Dieser verbindet die Mauersteine eng
miteinander, denn er erhärtet bald an der Luft, indem er das Wasser abgibt
und sich wieder mit Kohlensäure verbindet. Vielfach benutzt man statt des
Mörtels den Zement, d. i. mit gebranntem Ton vermischter Mörtel. Er
wird unter Wasser so hart wie Stein. Man verwendet ihn deshalb zu
Wasserbauten.