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maschiges Sieb und laß nun die hindurchgeflossene milchige Flüssigkeit eine
Stunde ruhig stehen! Bald klärt sich die Masse. Oben sammelt sich klares
Wasser. Gießt man dieses ab, so erhält man einen weißen, dichten Bodensatz.
Das ist Stärkemehl oder Stärke. Solche Stärke läßt sich auch von Weizen,
Mais, Roggen usw. gewinnen. Betrachte Stärke von Kartoffel, Weizen, Hafer
und Erbse unter dem Mikroskop; setze Jodlösung zu. Verrühre etwas Kartoffel-
stärke in einem Reagenzglas mit Wasser; erhitze unter Umschütteln. Die Stärke
quillt, die Körner verschwinden und lösen sich in dem Wasser zu Kleister. Wird
vorher nicht verrührt, so entstehen Klumpen. — Der Zucker ist teils Rohr-
zucker aus Stengeln und Wurzeln, teils Traubenzucker aus Früchten.
b) Stärke und Zucker sind wichtige Nahrungsmittel. Tiere können rohe
Stärke verdauen. Wir machen unsere stärkehaltigen Nahrungsmittel durch
Kochen, Backen oder Rösten leichter verdaulich. Durch Mund= und Bauchspeichel
wird die Stärke in Zucker verwandelt. Dieser wird aus dem Magen und Darm
ins Blut aufgesaugt und vom Blute entweder sofort in die Muskeln getragen
oder in die Leber geschafft, die ihn für späteren Bedarf aufspeichert. Wie der
Stärkezucker, so wird auch der Rohr= und Traubenzucker verdaut. Ein Teil des
Zuckers wird in Fett verwandelt (Mästen der Haustiere mittelst stärke= und
zuckerhaltigen Futters), der größte Teil wird unter Aufnahme von Sauerstoff
zu Kohlensäure und Wasser verbrannt, wodurch Körperwärme und Muskelkraft
erzeugt wird. Stärke und Zucker sind wärme= und kraftspendende
Nahrungsmittel.
70. Eiweißstoffe. a) Gieße das Weiße oder Gelbe vom Ei in siedendes
Wasser! Es gerinnt. Koche die Flüssigkeit, die sich bei Herstellung der Kartoffel-
stärke über dem Bodensatze sammelt! Es bilden sich Flocken darin. Die Flocken
sind durch Gerinnen von Eiweiß entstanden. Das Eiweiß hat nämlich die Eigen-
tümlichkeit, daß es beim Kochen gerinnt.
b) Gieße einige Tropfen Essig in Milch! Die Milch gerinnt. Es scheiden
sich eine dicke und eine wässerige Masse ab. Die dicke Masse enthält meist Käse-
stoff, die wässerige nennt man Molke. Zerstoße im Mörser Erbsen zu Mehl
und rühre dieses mit Wasser zu dünnem Breil! Filtriere diesen Brei und füge
zu der klaren Flüssigkeit etwas Essig! Es entsteht ein käseartiger Niederschlag.
Dieser Stoff ist in allen Hülsenfrüchten; er heißt Pflanzenkäsestoff oder Legumin.
Schabe von einer Erbse oder Bohne etwas auf ein Glasscheibchen, in einen
Wassertropfen, setze Jodlösung hinzu. Die im Mikroskop gesehenen blauen Körner
sind Stärke, die gelbe Masse ist Legumin. Vergleiche die Menge dieses Ei-
weißes mit der in der Kartoffel.
Jc) Knete Weizenmehl, mit Wasser vermengt, durch feine Leinwand! Es
bleibt eine zähe, klebrige Masse zurück. Das ist Kleber. Er hat sich von dem
Stärkemehl getrennt. Das Stärkemehl ist mit dem Wasser durchs Tuch ge-
gangen. Der Kleber gibt dem Mehl die klebrige Eigenschaft. (Kleister!) Er ist
im Wasser unlöslich. Schlägt man frisches Blut mit einer Rute, so setzen sich
an der Rute zähe, weiche Fäden fest; sie bestehen aus Tierfaserstoff. Beim
Erkalten des frischen Blutes gerinnt dieser Stoff, und beim ruhigen Stehen scheidet
er sich als sogenannter Blutluchen aus. In ihm eingebettet finden sich die Blut-
kügelchen.