Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

1423 
1455 
1 – 52 — 
Nach Hussens Tode 1415 (S. 66) erhoben seine Anhänger, die Hussiten, einen 
furchtbaren Aufstand. Bei ihrer Bekämpfung leistete Friedrich der Streitbare dem 
Kaiser Sigismund kräftige Hilfe. Als Ersatz für die Kriegskosten und um sich den 
Helfer auch ferner zu verpflichten, verlieh ihm der Kaiser 1423 das damals gerade 
erledigte Herzogtum Sachsen-Wittenberg, mit dem die Kurwürde verbunden 
war. Damit erlangten die Wettiner die höchste Würde im Deutschen Reiche und 
das Recht, die Kaiser zu wählen. 
3. Der Name Sachsen. Die alten Sachsen wohnten zwischen Rhein und Elbe, 
zwischen Nordsee und Harz. Der letzte ihrer Herzöge war Heinrich der Löwe. Nach 
dessen Absetzung (S. 38) zerfiel das Herzogtum Sachsen. Ein Teil, Sachsen-Witten- 
berg an der mittleren Elbe, erhielt später die Kurwürde, die mit dem Lande an 
Friedrich den Streitbaren überging. Der Name Sachsen verbreitete sich nun auch 
über die andern wettinischen Länder Meißen und Thüringen und verdrängte all- 
mählich den Namen Meißen. 
4. Friedrich des Streitbaren Ende und die Raubzüge der Hussiten. Auch 
weiterhin stand Friedrich dem Kaiser in den Hussitenkriegen bei, allerdings ver- 
mochte auch er nichts gegen die wilden Horden auszurichten, ja im Jahre 1426 er- 
litt sein Heer bei Aussig eine furchtbare Niederlage. Groß war die Trauer in Sachsen, 
denn die Blüte der Ritterschaft lag erschlagen auf dem Schlachtfelde. Dazu be- 
drohten die Hussiten Sachsens Grenzen. Kummer und Schmerz um diese Ereignisse 
erschütterten des Kurfürsten Gesundheit und führten zu seinem Tode (1428). 
Unter seinem Nachfolger Friedrich dem Sanftmütigen brachen wirklich 
die Hussiten in Sachsen ein, verwüsteten die Dresdener Neustadt, Meißen, Riesa u. v. a. 
Orte und begingen unerhörte Grausamkeiten. Mordend und plündernd zogen sie 
bis Magdeburg und kehrten dann mit ungeheurer Beute beladen durch die Lausitz 
zurück. Schon im nächsten Jahre kamen sie wieder. Diesmal nahmen sie ihren Weg 
die Mulde entlang und durch das Vogtland zurück. Jetzt sanken Oschatz, Döbeln, 
Colditz, Werdau, Altenburg u. v. a. Orte in Asche. Gegen 300 Ortschaften zerstörten 
sie allein im Gebiet des heutigen Königreichs Sachsen so vollständig, daß sie nie 
wieder aufgebaut wurden und jetzt spurlos verschwunden sind. Die Stellen, wo 
sie gestanden haben, heißen heute „wüste Marken“. 
5. Der Bruderkrieg. So schlimm verliefen die ersten Jahre der Regierung 
Friedrichs des Sanftmütigen. Leider sollte das arme Land auch dann nicht 
zur Ruhe kommen; denn es brach zwischen dem Kurfürsten und seinem Bruder Wil- 
helm der sogenannte Bruderkrieg aus. Anfänglich hatten die Brüder gemein- 
schaftlich regiert, dann aber das Land geteilt. Wilhelm, durch böse Ratgeber auf- 
gereizt, war mit seinem Anteil (Thüringen) nicht zufrieden und suchte mehr zu er- 
langen. Verheerend brach er in seines Bruders Gebiet ein. Bei der Erstürmung 
Geras kamen fast alle Einwohner um. Friedrich kam zu spät, um die Stadt zu retten. 
Nun standen sich die Heere gegenüber. Da bot sich dem Kurfürsten ein Schuütze an, 
seinen Bruder zu erschießen und dem Kriege ein Ende zu machen. Doch der 
Kurfürst erwiderte: „Schieß, wen du willst, nur meinen Bruder nicht.“ Dies 
Wort erfuhr Wilhelm, und es rührte ihn so, daß er seinem Bruder die Hand zum 
Frieden bot. 
6. Der Prinzenraub. 1455. In dem Bruderkriege hatte Ritter Kunz von 
Kaufungen dem Kurfürsten gute Dienste geleistet. Hierfür glaubte er sich nach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.