Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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Beendigung des Krieges nicht genügend belohnt. Aus Rache beschloß er, die Söhne 
des Kurfürsten, die Prinzen Ernst und Albert, damals 14 und 12 Jahre alt, 
zu entführen, und dadurch ein hohes Lösegeld zu erzwingen. Mit Hilfe einiger 
Ritter und eines Küchenknechts im Altenburger Schlosse, in dem Kunz früher Schloß- 
hauptmann gewesen war und alle Einrichtungen kannte, führte er in einer Nacht, 
da der Kurfürst und fast alle männlichen Bewohner des Schlosses auswärts waren, 
seinen Plan aus. Auf Strickleitern erstiegen sie die Mauern und raubten die Prinzen 
aus den Betten. Mit dem Prinzen Albert ritt dann Kunz davon, während die Ritter 
Mosen und Schönfels Ernst mit sich nahmen. 
Bald ward der Raub bekannt, und die Sturmglocken trugen die Kunde durch 
das ganze Land. Kunz war bereits der böhmischen Grenze nahe und glaubte sich 
in dem großen Gebirgswalde schon in Sicherheit. Aber bei einer Rast gelang es 
dem Prinzen, sich Köhlern zu entdecken, die in der Nähe arbeiteten. Mit ihren Schür- 
bäumen drangen diese auf Kunz und seinen Knecht ein, überwältigten beide und 
nahmen sie gefangen. Den Prinzen aber führten sie seinen Eltern wieder zu. 
Mosen und Schönfels waren mit dem Prinzen Ernst bis in die Gegend von 
Hartenstein gekommen. Hier verbargen sie sich in einer Felsenkluft an der Mulde 
(Prinzenhöhle). Als sie von der Gefangennahme Kunzens hörten, schickten sie einen 
Brief an den Oberamtshauptmann von Zwickau, in dem sie sich erboten, den Prinzen 
auszuliefern, wenn man ihnen Straflosigkeit zusichere. Sonst würden sie ihn töten. 
Sie erhielten das Versprechen und gaben dem Prinzen die Freiheit. 
So war der böse Anschlag mißglückt. Der Anstifter Kunz von Kaufungen wurde 
bald darauf in Freiberg enthauptet, der ungetreue Küchenknecht aber erst mit 
glühenden Zangen gezwickt und dann gevierteilt. Die Befreier wurden reich be- 
lohnt. 
7. Die Leipziger Teilung. 1485. Nach ihres Vaters Tode (1464) führten die 
Brüder Ernst und Albert gemeinschaftlich die Regierung. Als sie von ihrem Oheim 
Wilhelm auch Thüringen erbten, war Sachsen das mächtigste Land im Deutschen 
Reiche. Da in dieser Zeit reiche Silberlager bei Schneeberg entdeckt wurden und 
kurz zuvor der Zinnreichtum der Altenberger Gegend bekannt geworden war, so 
war es auch das reichste deutsche Land. 
Leider trübte sich später das gute Verhältnis zwischen den Brüdern, und sie 
beschlossen, das Land zu teilen. Ernst erhielt das Kurfürstentum und Thüringen, 
Abert nahm Meißen. Ernst starb schon ein Jahr nach der Teilung. Ihm folgte 
sein Sohn Friedrich der Weise. 
Die ehemalige Mark Meißen heißt von nun an das Herzogtum Sachsen, 
Albert aber führt in der Geschichte den Namen Albrecht der Beherzte. Er 
war ein tapferer Fürst, der dem Kaiser in den schweren Kämpfen gegen Türken 
und Ungarn, Franzosen und Niederländer die größten Dienste leistete. In Meißen 
erbaute er die schöne Albrechtsburg. 
Seit der Leipziger Teilung ist das wettinische Haus in eine Ernestinische 
und eine Albertinische Linie gespalten. Heute regieren die Albertiner im 
Königreich Sachsen, die Ernestiner in den sächsischen Herzogtümern in Thüringen. 
Das ehemalige Kurfürstentum Sachsen aber ist 1815 an Preußen verloren 
gegangen.
	        
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