Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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4. Srfindungen im Wittelalter. 
1. Die Feuerwaffen. a) Einführung. Das Schießpulver war in Deutsch- 
land schon im 12. Jahrhundert bekannt, doch wurde es nur zu Feuerwerk u. a. 
Spielereien benutzt. Erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts fing man an, das Pulver 
zum Fortschleudern der Geschosse zu verwenden. Die ersten Feuerwaffen 
tauchten um das Jahr 1320 auf. Sie waren sehr schwer zu laden und hatten einen 
unsicheren Schuß, so daß sie der Armbrust und dem Bogen noch keineswegs über- 
legen waren. Auch die Kanonen, aus denen man anfangs mit Steinen schoß, waren 
von ungeheurer Größe und sehr schwer fortzuschaffen. Die Feuerwaffen fanden 
daher sehr langsam Eingang in die Heere, und noch im Dreißigjährigen Kriege be- 
stand die Hälfte des Fußvolks aus Hellebardieren und Pikenieren. Erst nachdem 
man durch die Erfindung des Bajonetts Spieß und Muskete in einer Waffe ver- 
einigt hatte, wurde die gesamte Infanterie, zuerst unter Prinz Eugen vor etwa 
200 Jahren, mit dem Feuergewehre ausgerüstet. 
b) Umwandlung des Heerwesens. Nach Erfindung der Feuerwaffen 
konnte der schwer gepanzerte Ritter, der früher die Schlachten entschieden hatte, im 
Kampfe nicht mehr viel ausrichten. Eine Kugel drang durch Schild und Harnisch. 
Das Fußvolk kam wieder zu Ehren. Brach ein Krieg aus, so warb der Fürst für 
Geld Söldner an. Auf dem Markte der Stadt ließ der Werbeoffizier die Fahne 
aufpflanzen und die Trommel rühren. Die kriegslustigen Burschen kamen dann 
herbei, empfingen ein Handgeld und traten als Rekruten in den Dienst ihres Kriegs- 
herrn. Monatlich wurde ihnen ein Sold gezahlt, daher hießen sie Söldner. In der 
Regel zogen sie in Haufen (Fähnlein) unter Führung eines selbstgewählten Haupt- 
manns von Land zu Land, von einem Kriege zum anderen. Es gab Söldner, die 
schon in Italien, Spanien, Frankreich, Holland, Rußland u. a. Ländern gedient 
hatten. Sie hatten keinen anderen Wunsch, als sich durch Plünderung, Raub und 
Mord zu bereichern. Wollte ein Feldherr solche Roheiten nicht dulden, so em- 
pörten sie sich gegen ihn oder gingen zum Feinde über. Nach dem Kriege wurden 
die Söldner entlassen. Sie zogen dann bettelnd und raubend umher und wurden 
so zur Landplage. 
c) Landsknechte. Unter Kaiser Maximilian wurde bestimmt, daß die Söldner 
aus deutschen Landschaften genommen werden sollten. Für sie wurde der Name 
Landsknechte gebräuchlich. Maximilian war ihr besonderer Gönner. Den 
langen Spieß auf der Schulter, zog er einst selbst an der Spitze seiner Landsknechte 
in das große Cöln ein, um ihnen Ansehen zu geben. Ein bedeutender Landsknecht- 
führer war Georg von Frundsberg, der den Namen „Vater der Landsknechte“ 
erhielt. 
Für Kleider und Waffen mußten die Landskeechte selbst sorgen. Der 
Anzug entsprach dem persönlichen Geschmack und der Mode und war bunt und mannig- 
faltig. Der eine trug ein enges Wams, der andere Pluderhosen und weite geschlitzte 
Armel. Den Kopf bedeckte bald eine Sturmhaube, bald ein Hut mit wallenden 
Federn. Die Spießknechte trugen einen 5 m langen Spieß, die Büchsenknechte 
eine Hakenbüchse oder Muskete. Diese war so schwer, daß man sie beim Abfeuern 
auf einen Gabelstock legen mußte. Wer eine Eisenrüstung besaß, so daß er in der 
ersten Reihe dem Anprall der feindlichen Spieße begegnen konnte, bekam doppelten 
Sold.
	        
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