Ablaß zu erlangen. „Nicht
tausend Goldgulden
wollte ich nehmen,“ sagte
Luther später von dieser
Reise, „daß ich Rom nicht
sollte gesehen haben. Ich
müßte sonst immer be-
sorgen, ich täte dem Papste
Gewaltund Unrecht. Aber
was wir sehen, das reden
wir!“
5. Tetzel. Um diese
Zeit schrieb Papst Leo X.,
der zum Bau der Peters-
kirche in Rom viel Geld
nötig hatte, einen voll-
kommenen Ablaß aus.
Jeder, der sich einen Ab-
laßbrief kaufte, sollte,
nachdem er gebeichtet und
. - ... sAbsolutionempfangen
FriedrichderWeife« hatte, von allen ewigen
und zeitlichen Sünden-
strafen befreit sein. Unter den in Deutschland herumziehenden Ablaßkrämern ist
besonders Tetzel bekannt geworden. Er machte aus dem Ablaßhandel ein gewöhn-
liches Geldgeschäft. Nach seiner Preisliste zahlte man für Kirchenraub neun, Tot-
schlag sieben, Hexerei sechs Dukaten uspv. Von Reue und Buße war nicht die
Rede. Man konnte bei ihm sogar Ablaß für verstorbene Verwandte kaufen, um
die armen Seelen aus dem Fegefeuer zu erlösen. Es wird erzählt, daß er gerufen
habe: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.“
So verführte er die Leute immer mehr zu dem Glauben, daß für Geld wirklich
Vergebung der Sünden zu erlangen sei.
6. Die 95 Sätze. Im Jahre 1517 trieb Tetzel auch ganz in der Nähe von Witten-
berg, in Jüterbogk, sein Wesen. Luther sah mit heiligem Zorn auf diesen Ablaß-
unfug und zog in seinen Predigten gewaltig dagegen los. Aber wenn er die Leute
zur Buße ermahnte, so beriefen sie sich auf ihre Ablaßzettel und meinten, der Buße
a nicht mehr zu bedürfen. Da schlug Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Sätze
an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg. Sie waren sämtlich gegen den
Ablaß gerichtet. Die 32. These lautet z. B. „Die werden samt ihren Meistern zum
Teufel fahren, die da vermeinen, durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein.“
Gegen jedermann wollte Luther seine Sätze verteidigen. „Der wird's tun! Er
kommt, auf den wir alle gewartet haben,“ rief ein frommer Leser aus.
7. Luther sagt sich vom Papste los. In 14 Tagen verbreiteten sich Luthers
Sätze in ganz Deutschland, und in vier Wochen waren sie in der ganzen Christenheit
bekannt. Es war, als ob die Engel selbst Botenläufer gewesen wären. Viel Gerede
erhob sich dafür und dawider. Luther aber sprach: „Ist das Werk nicht in Gottes