Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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reich, Bayern und in dem Herzogtum Sachsen die Anhänger der neuen Lehre durch 
Kerker, Pranger und Hinrichtungen verfolgt wurden. Auch in Dänemark, Nor- 
wegen und Schweden fand die Reformation frühzeitig Eingang. 
b) Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen 1639. 
Im Herzogtum Sachsen regierte seit 1500 Albrechts des Beherzten Sohn Georg, 
genannt der Bärtige. Er war ein vortrefflicher Regent, gerecht und fürsorglich, 
aber ein Feind Luthers und der Reformation. Wohl wünschte er auch eine Kirchen- 
verbesserung, aber sie sollte vom Papste ausgehen und nicht von einem unbedeutenden 
Mönche. Streng verbot er in seinem Lande alles, was der neuen Lehre entsprach, 
ließ Luthers Bücher verbrennen und ging gegen Ungehorsame mit harten Strafen 
vor. Und doch konnte er es nicht hindern, daß sein Volk im Herzen lutherisch gesinnt 
war, ja daß sogar sein Bruder Heinrich, der in Freiberg residierte, mit seiner Familie 
offen zur evangelischen Lehre übertrat. Dazu mußte er den Schmerz erleben, alle 
seine Söhne sterben zu sehen, so daß sein Bruder Heinrich sein Erbe war. Wohl 
trug er sich mit dem Gedanken, sein Land lieber an die katholischen Habsburger zu 
vererben, als seinem evangelischen Bruder zu hinterlassen, aber ehe der Plan zur 
Ausführung kam, starb er 1539. Sein Bruder und Nachfolger Heinrich der 
Fromme (1539—41) führte auch sogleich die Reformation im Herzogtum Sachsen 
ein. Er tat es in der schonendsten Weise und ohne jeden Zwang für die, die katholisch 
bleiben wollten. Doch trat fast das ganze Volk zur neuen Lehre über. 
2. Wirkungen der Reformation. Die Reformation machte ihren Einfluß 
bald auf den mannigfaltigsten Gebieten geltend. Die Klöster wurden aufgehoben, 
und den Priestern gestattete man, sich zu verheiraten. In Kirche und Schule, in 
Volk und Familie kam neues Leben. Die von Luther verdeutschte Bibel bildete 
von jetzt an die alleinige Richtschnur für die kirchliche Lehre. Der Gottes- 
dienst, dessen Mittelpunkt fortan die Predigt bildete, wurde in deutscher Sprache 
gehalten. Die Anrufung und Verehrung der Heiligen unterblieb, und beim Abend- 
mahl wurde den Laien auch wieder der Kelch gereicht. Die Gemeinde selbst be- 
teiligte sich am Gottesdienste mit dem Gesange geistlicher Lieder, die größten- 
teils von Luther selbst gedichtet waren, wie das allbekannte: „Ein' feste Burg ist 
unser Gott“. Als Luther einst bei der erwähnten Kirchenvisitation die große Un- 
wissenheit des Volkes sowie der Pfarrer und Lehrer kennen lernte, da schrieb er 
für die Geistlichen und Lehrer den großen, für die Jugend den kleinen Katechismus, 
aus dem sie lernen sollten, was zu ihrer Seligkeit dienlich sei. Auf sein Drängen 
wurden an vielen Orten Schulen errichtet, in denen Bibel, Gesangbuch und Kate- 
chismus auf lange Jahre hinaus die einzigen Lernbücher waren. 
Die Sprache, deren sich Luther in diesen seinen Büchern bediente, war die Sprache 
der sächsischen Kanzlei. Sie wurde durch Luther die herrschende in Deutschland und verdrängte 
bald alle anderen Mundarten aus der Schriftsprache. So ist Luther nicht bloß der Reformator 
unserer Kirche, sondern auch der unserer Sprache geworden. 
4. Der Bauernkrieg. 
1. Der Aufstand. Die Not der Bauern war noch gewachsen. Die Gutsherr- 
schaft hatte Dienste und Lasten gesteigert und dem Bauer den letzten Rest von Freiheit 
genommen. Schon im 15. Jahrhundert hatten sich die Bauern empört und versucht, 
ihr Joch zu erleichtern. Erfolg hatten sie nicht. Im Jahre 1524 kam es zu einem 
1539
	        
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