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gebrochen waren, dem Schmallaldischen Bunde nicht angeschlossen. Ja, er hatte
sich schließlich sogar durch den Kaiser, der ihm Aussichten auf das Kurfürstentum
Sachsen gemacht hatte, zu einem Bündnis gegen die Schmalkaldner bewegen lassen.
Nun, nach der Absetzung Johann Friedrichs, belehnte ihn auch wirklich der Kaiser,
der zu dem feurigen und klugen Manne Zuneigung gewonnen hatte, mit dem er-
ledigten Kurfürstentum und der Kurwürde, die damit von der Erne-
stinischen auf die Albertinische Linie übergingen (Johann Friedrichs
des Großmütigen Söhne erhielten nur kleinere Landesteile in Thüringen, aus denen
später die sächsisch-thüringischen Herzogtümer hervorgegangen sind, wo die Erne-
stiner noch heute regieren).
b) Des Kaisers Gegner. Nach der Niederwerfung Johann Friedrichs
wollte nun Karl V. seinen Zorn an Philipp von Hessen auslassen und ihn ge-
fangen nehmen oder aus dem Lande jagen. Da verwandte sich Moritz für ihn beim
Kaiser. Dieser versprach ihm auch, daß der Landgraf weder mit Leibesstrafe noch
eewigem Gefängnis belegt werden solle, wenn er fußfällig Abbitte täte. Der Land-
graf fügte sich und begab sich nach Halle zum Kaiser. Hier kniete er vor ihm nieder
und ließ die Abbitte durch seinen Kanzler vorlesen. Da er aber, wie man erzählt,
während des Vorlesens lächelte, hob der Kaiser den Finger drohend in die Höhe
und sagte: „Woll, ick sall ü lachgen lehren!“ und ließ ihn nach dem Abendessen bei
seinem General, dem Herzog Alba, verhaften.
Darüber war Moritz aufs höchste empört. Auch mußte er inne werden, wie
der Kaiser in den folgenden Jahren nicht nur die e evangellsche Lehre in Deutschland
aufs ärgste unterdrückte, sonden — — —
auch die Rechte der deutschen Für-
sten und die Freiheiten des deut-
schen Volkes gröblich mißachtete
(5. B. hausten des Kaisers spa-
nische Söldner in Deutschland wie
in Feindesland, und dabei hatte
der Kaiser bei seinem Regierungs-
antritt beschworen, keine fremden
Söldner ins Land zu bringen).
Die Schuld daran maß man Mo-
ritz bei. Moritz, als der mächtigste
deutsche Fürst, war jedenfalls der
einzige, der hiergegen etwas tun
konnte. Dabeschloß er, der Retter
der deutschen und der evangeli-
schen Freiheit zu werden. Statt
Magdeburg zu züchtigen und an
ihm die Acht zu vollziehen, wie
ihm der Kaiser aufgetragen, weil
sich ihm diese Stadt nicht unter-
worfen hatte, wandte er sich
(1552) mit seinem Heere plötzlich
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nach Süddeutschland und zog auf Nach einem Borcher eg —— b. 3.