Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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7. Die Reformation in den Dachbarstaaten Deutschlands. 
a) In Spanien. 
1. Philipp II., Karls V. Sohn, war ein finsterer, grausamer Tyrann. Er 
soll in seinem Leben nur einmal gelacht haben. Ganz besonders furchtbar war sein 
Haß gegen die evangelische Lehre. Als er sah, daß diese auch in Spanien eindrang, 
suchte er sie hier mit Stumpf und Stiel auszurotten. 6% 
2. Jesuitenorden. Ketzergerichte. Um sein Ziel zu erlangen, verschärfte er 
die Ketzergerichte, wobei ihm der Jesuitenorden in hervorragender Weise behilf- 
lich war. 
Der Jesuitenorden war schon zu Karls V. Zeiten (1540) von dem Spanier Ignatius 
Loyoloa gestiftet worden. Er hatte es sich ganz besonders zur Aufgabe gemacht, den Prote- 
stantismus zu unterdrücken. Man schreibt den Jesuiten den gefährlichen Grundsatz zu: Der 
Zweck heiligt die Mittel, d. h. es ist erlaubt, ein Verbrechen zu begehen, wenn man nur eine 
gute Absicht dabei hat. In ihren Schriften findet sich diese Lehre zwar nicht, aber viele han- 
delten danach. — Die Ketzergerichte (Inquisitionen) waren schon 1229 vom Papst Gregor IX. 
angeordnet worden. Wer nur irgendwie in dem Verdachte der Ketzerei (Abweichung von der 
Lehre der katholischen Kirche) stand, wurde vor dieses Glaubensgericht geladen. Der Ankläger 
wurde niemals genannt, und so konnten Neid und Rache ungehindert ihr Spiel treiben. Wenn 
der Angeklagte leugnete und man ihn seiner Ketzerei nicht durch Zeugen überführen konnte, 
so schritt man zur Anwendung der Folter. Nur in seltenen Fällen gelang es einem unschuldig 
Angeklagten, sich von dem auf ihm lastenden Verdachte der Ketzerei zu reinigen. Schrecklich 
war sein Los, wenn er gestand. Er kam entweder auf Lebenszeit in ein enges, nur in der Decke 
mit einem kleinen Fenster versehenes Gefängnis, so daß er so gut wie eingemauert war, oder 
wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wer sich noch kurz vor dem Feuertode zur katho- 
lischen Kirche bekannte, wurde aus Gnade vor dem Verbrennen erdrosselt. Schon zu Karls V. 
Zeiten kamen an 100000 Menschen durch das Ketzergericht um. 
Philipp richtete in Spanien zwölf Ketzergerichte ein. Täglich wurden Menschen 
hingerichtet, und so gelang es ihm, in Spanien die evangelische Lehre vollständig 
auszurotten. 
b) In den Niederlanden. 
Anders als in Spanien aber entwickelten sich die Dinge in den Niederlanden, 
deren Herrscher ebenfalls Philipp II. war. Hier wuchs die Zahl der Protestanten 
trotz aller Verfolgungen von Jahr zu Jahr. Philipp geriet darüber in förmliche 
Wut. Ex schickte seinen General, den grausamen Herzog Alba, dahin, damit dieser 
alle Anhänger der evangelischen Lehre vertilge. Dieser Unmensch setzte den soge- 
nannten „Blutrat" zur Verfolgung der Evangelischen ein, und nun häuften sich Greuel 
auf Greuel. Täglich wurden Hunderte auf den Hinrichtungsplatz geschleppt, und 
das Verbrennen und Köpfen schien kein Ende zu nehmen. Alba rühmte sich später, 
daß er 18000 Menschen in den Niederlanden habe hinrichten lassen. — Doch Phlipp 
erreichte sein Ziel nicht. Als das Maß des Greuels voll war, empörten sich die Nieder- 
länder und rissen sich unter Anführung Wilhelms von Oranien, eines deutschen 
Prinzen, von Spanien los. (1581.) Sie bildeten nun einen Freistaat, an dessen 
Spitze Wilhelm von Oranien stand. 
Pc) In Frankreich. 
1. Die Hugenotten. Auch in Frankreich war die Reformation eingedrungen. 
Die dortigen Protestanten waren Anhänger der Lehre Calvins und wurden Huge- 
notten genannt. Bald erhob sich auch gegen diese eine furchtbare Verfolgung.
	        
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