Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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Die Ketzergerichte nannte das Volk hier „Feuerkammern“, weil sie ohne weiteres 
jeden Angeklagten zum Feuertode verurteilten. 
2. Die Bartholomänsnacht (Pariser Bluthochzeit) 1572. Den höchsten Gipfel 
erreichten diese Greuel in der Bartholomäusnacht 1572. Zu dieser Zeit lebte in 1572 
Frankreich die schändliche Katharina von Medici, die Mutter des 22jährigen 
Königs Karl IX. Diese war den Hugenotten besonders feindlich gesinnt. An der 
Spitze der Hugenotten standen mehrere reformierte Prinzen aus dem Hause der 
Bourbonen, wie Heinrich von Navarra u. a. Als sie sah, daß sie den Huge- 
notten mit Gewalt nicht gut beikommen konnte, versuchte sie es mit List. Sie stellte 
sich freundlich zu ihnen, es wurde ihnen Religionsfreiheit gewährt, ja sie gab sogar 
dem Prinzen Heinrich von Navarra ihre Tochter zur Gemahlin. Zugleich aber 
faßte sie den schändlichen Plan, alle Hugenotten durch ihre Mithelfer in einer Nacht 
überfallen und ermorden zu lassen. Nur Heinrich von Navarra und noch ein anderer 
Prinz sollten gerettet werden. Und es gelang ihr, auch den König für diesen Mord- 
plan zu gewinnen. 
Zur Ausführung der grauenvollen Bluttat erwählte man die Bartholomäusnacht 
(24. August). Die katholischen Bürger wurden heimlich von allem unterrichtet. Eine Glocke 
sollte das Zeichen geben. Das Abzeichen der Katholiken war ein weißes Tuch um den Arm. 
Endlich naht die Mitternacht. Die Glocke ertönt, und das Blutbad beginnt. 300 geharnischte 
Mörder rücken zum Morden vor. Auch die katholischen Bürger fallen über die Hugenotten 
her. Wirte erstechen ihre Mietsleute, Dienstboten ihre Herrschaften. Ein Goldschmied rühmte 
sich, über 400 Ketzer ums Leben gebracht zu haben. Überall lagen Leichen, überall zuckende 
Sterbende. Der König selbst schoß von seinem Fenster aus auf die Fliehenden. Als er seinen 
Schwager Heinrich von Navarra erblickte, rief er ihm zu: „Messe oder Todl“ Und Heinrich 
schwur in der Todesangst seinen Glauben ab. Mehrere Tage dauerte das Morden, 
und als es in der Stadt sein Ende erreicht hatte, wurde es auf dem Lande fortgesetzt. 
Mehr als 30000 Hugenotten sollen ums Leben gekommen sein. Da diese Greueltat 
einige Tage nach der Hochzeit Heinrichs von Navarra geschah, so nannte man sie die „Pariser 
Bluthochzeit". 
3. Edikt von Nantes. 1598. Später gelangte Heinrich von Navarra als Hein- 
rich IV. auf den Thron Frankreichs. Er erließ das Edikt von Nantes, worin den 
Hugenotten gleiche Rechte mit den Katholiken zugesichert wurden. 
d) In England. 
Auch in England erhob sich anfangs eine blutige Verfolgung gegen die Prote- 
stanten. Das änderte sich aber, als 1558 die Königin Elisabeth den Thron be- 
stieg. Diese war selbst protestantisch erzogen und bekannte sich bei ihrer Thron- 
besteigung offen zum evangelischen Glauben. Durch sie wurde in England die noch 
jetzt dort herrschende „bischöfliche“ Kirche eingerichtet. In dieser sind manche katholische 
Bräuche beibehalten, ebenso auch die Bischöfe (daher der Name). Als oberster Bischof 
gilt der König. Das Glaubensbekenntnis stimmt mehr mit dem der reformierten 
als mit dem der lutherischen Kirche überein. 
S. Der Dreibßigjährige Krieg. 1618—1648. 
1. Veranlassung. Nach dem Religionsfrieden zu Augsburg (1555) breitete 
sich die Reformation so schnell aus, daß am Ende des 16. Jahrhunderts mehr als 
drei Viertel aller Deutschen Anhänger der neuen Lehre waren. Mit der Ausbrei- 
tung der Reformation wuchs aber auch die Feindseligkeit zwischen Katholiken und 
Protestanten. Die protestantischen Fürsten schlossen ein Bündnis unter sich, die 
Geschichte für sächsische Schulen. 6
	        
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