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Union, ebenso die Katholiken die Liga. Auch in Böhmen hatte die Reformation
Eingang gefunden. Ein kleiner Anlaß brachte hier den Streit zwischen Protestanten
und Katholiken zum Ausbruch. Die Protestanten hatten nämlich in Braunau und
Klostergrab Kirchen erbaut. Die kaiserliche Statthalterschaft aber bestritt ihnen
das Recht dazu. Infolgedessen ließ der Abt zu Braunau die Kirche dort schließen,
und die Kirche in Klostergrab wurde auf Befehl des Erzbischofs von Prag nieder-
gerissen. Die Evangelischen beschwerten sich deshalb beim Kaiser, erhielten aber
eine abweisende Antwort. Das erbitterte die Gemüter. Ein bewaffneter Haufe
drang ins Prager Schloß und stürzte (nach „altböhmischer Sitte“) einige Räte des
Kaisers zum Fenster hinaus, weil man ihnen schuld gab, das kaiserliche Schreiben
bewirkt zu haben. Wunderbarerweise nahmen sie durch den 12—15 m tiefen Sturz
keinen Schaden, da sie auf weichen Grund fielen.
2. Der Böhmische Krieg. Nach dem Tode des Kaisers Matthias wurde Fer-
dinand II. Kaiser. Schon vorher war er zum künftigen Könige von Böhmen gekrönt.
Er war ein erzkatholischer Mann; sein Grundsatz war: „Besser eine Wüste, als ein
Land voller Ketzer.“ Die protestantischen Böhmen weigerten sich daher, ihn als
König anzuerkennen, und wählten den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu
ihrem Könige. Jetzt entbrannte der Krieg. Ferdinand schloß ein Bündnis mit
Maximilian von Bayern, der die alleinige Leitung der Liga sich vorbehielt. Sein
Oberfeldherr war Tilly. Schon im nächsten Jahre (1620) wurde Friedrich am
Weißen Berge bei Prag geschlagen und flüchtete nach Holland. Das Volk nannte
ihn scherzweise den „Winterkönig“, weil er nur einen Winter regiert hatte. Ferdinand
aber bemächtigte sich nun Böhmens, und 27 der vornehmsten böhmischen Prote-
stanten mußten unter dem Beile des Henkers bluten. Ihre Güter wurden ein-
gezogen und teils den Jesuiten gegeben, teils an „getreue Diener“ verschleudert.
36000 Familien wanderten aus, und die protestantischen Prediger wurden des
Landes verwiesen. In kurzer Zeit war Böhmen wieder katholisch.
3. Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig setzten zunächst
auf protestantischer Seite den Kampf fort, nachdem sich die Union aufgelöst hatte.
Aber es fehlte ihnen an Geld. Sie vermochten ihre Truppen nur durch Raub und
Plünderung zu erhalten und mußten überall vor Tillys Truppen weichen. Maxi-
milian von Bayern wurde Kurfürst, und die Pfalz wurde mit seinem Lande ver-
einigt. Nach mehreren Siegen wandte sich Tilly nach Norddeutschland, um auch
hier die protestantische Lehre zu vernichten. Da kam Christian IV. von Däne-
mark den Protestanten zu Hilfe und schloß mit ihnen ein Bündnis. Diesen drei
Fürsten wünschte der Kaiser ein eigenes Heer entgegenzustellen, um nicht alles der
Liga verdanken zu müssen. Es fehlte ihm aber an Geld dazu. Aus dieser Verlegen-
heit half ihm Wallenstein, ein Mann, dessen Name bald ganz Deutschland mit
Schrecken erfüllte.
4. Wallenstein war der Sohn eines evangelischen Edelmannes in Böhmen. Nach dem
frühen Tode seiner Eltern wurde er von einem katholischen Oheim erzogen und trat später zum
Katholizismus über. Damals herrschte der Aberglaube, man könne aus dem Stande der Sterne
die künftigen Schicksale der Menschen erkennen. Auch Wallenstein glaubte fest daran und ließ
sich in Padua in der Sterndeuterei unterrichten. Hier verkündigte ihm einmal der berühmte
Sterndeuter Seni, er habe aus den Sternen gelesen, daß er zu hohen Ehren bestimmt sei.
Von jetzt ab war Ehrgeiz seine heftigste, ja fast einzige Leidenschaft. Er kehrte in sein Vater-
land zurück und nahm beim kaiserlichen Heere Dienste. Hier zeichnete er sich bald durch Tapfer-