1 — 84 —
auf dem Kurfürstentage zu Regensburg mit Ungestüm die Entlassung Wallensteins.
1630 Mit schwerem Herzen fügte sich der Kaiser und willigte 1630 in Wallensteins Ab-
setzung. Scheinbar ruhig empfing Wallenstein die Gesandten, die ihm seine Ent-
lassung mitteilten, und zog sich auf seine böhmischen Güter zurück, wo er mit könig-
licher Pracht Hof hielt. Er wußte, daß ein Krieg mit Schweden bevorstand und
der Kaiser seiner bald wieder bedürfen werde.
9. Gustav Adolf. Als die Not der Evangelischen durch den „Wiedererstattungs-
befehl“ des Kaisers aufs höchste gestiegen war, da nahte sich ihnen auch der Retter.
Es war der Schwedenkönig Gustav Adolf. Mancherlei Gründe bewogen
ihn zu diesem Kriegszuge. Das Streben Wallensteins nach Beherrschung der Ostsee
war für den schwedischen Handel sehr gefährlich. Gustav Adolf hatte selbst die Ab-
sicht, sich zum Herrn der Ostsee zu machen. Dazu kam noch, daß die vertriebenen
Herzöge von Mecklenburg und Pommern seine Verwandten waren. Vor allen
Dingen aber wollte Gustav Adolf seinen bedrängten Glaubensbrüdern in Deutschland
zu Hilfe kommen. Ihm war es Ernst mit seinem evangelischen Christentum. Das
bezeugen sein vorbildlicher Lebenswandel und die Haltung seiner Soldaten. Während
andere Heere wüste Haufen waren, nur auf Sold und Beute bedacht, herrschte bei
Gustav Adolfs Kriegern religiöse Begeisterung und Manneszucht. Fluchen, Spielen,
Rauben, Morden wurde streng bestraft. Der Kaiser spöttelte, wie man erzeählt,
bei seiner Kriegserklärung: „Wir haben ein neues Feindel bekommen!“ Aber Tilly
sagte ernst: „Majestät, kein Feindel, einen rechten Feind.“ Mit nur 15000 Mann
1620 Fußvolk und 3000 Reitern landete er 1630 in Pommern.
Er selbst war der erste, der in Usedom ans Land stieg. Hier warf er sich im Angesicht
seines Heeres auf die Knie nieder und betete. Als er sah, daß sich die Augen seiner Offiziere
und Soldaten mit Tränen füllten, sprach er: „Weinet nicht, sondern betet. Je mehr Betens,
desto mehr Sieg. Fleißig gebetet ist halb gefochten.“
Zuerst vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg und Branden-
burg. Da hörte er, daß Magdeburg von Tilly belagert werde, und sofort beschloß
er, der Stadt zu Hilfe zu kommen. Aber der Kurfürst von Brandenburg mißtraute
ihm und wollte ihm den Durchgang durch sein Land nicht gestatten. Endlich jedoch
willigte er ein, und Gustav Adolf rückte nun auf Magdeburg los.
10. Zerstörung Magdeburgs. 1631. Schon mehrere Wochen war Magdeburg
von Tilly belagert und mit Kanon#t beschossen worden. Gustav Adolf hatte der
Stadt zwar einen trefflichen Kommandanten gegeben, den Obersten Falken-
berg; aber dieser besaß nur eine geringe Truppenzahl und wenig Pulver. Dennoch
verzagte er nicht und hoffte auf Gustav Adolfs Hilfe. Am 9. Mai hielt Tilly mit
der Kanonade plötzlich inne und ließ seine Geschütze abführen. Die Magdeburger
glaubten, er fliehe vor den anrückenden Schweden und atmeten froh auf. Allein
es war eine Kriegslist. Tilly rüstete zum Sturm. Die Wächter waren bis Mitter-
nacht wachsam auf ihrem Posten gewesen. Da im kaiserlichen Lager alles still blieb,
verließen sie mit der Morgendämmerung die Mauern, um einige Stunden der Ruhe
zu genießen. Plötzlich jedoch erschienen die Kaiserlichen wieder, und um 7 Uhr be-
gann der Sturm. Der Wächter vom Johannisturm stieß ins Lärmrohr, die Sturm-
glocken läuteten, und Trommelwirbel erschallte in den Straßen. Falkenberg wirft
sich den Stürmenden mutvoll entgegen, aber eine Kugel streckt ihn nieder. Da
verlieren die Magdeburger den Mut. Zwar versuchen sie noch an einigen Stellen