Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Der Odenwald. 21 
odenwald, aus mannigfach verschiedenen Gesteinen aufgebaut; 
der größere zweite Teil, der ungefähr zwei Drittel der Ober- 
fläche des Gebirges einnimmt, heißt der Sandsteinodenwald. 
Die Grenze zwischen beiden verläuft ungefähr von Handschuchs- 
heim über Waldmichelbach und Kirchbrombach nach Groß- 
Ostheim. 
Der Granitodenwald besteht nach den neueren Forschungen 
aus den Resten eines alten Gebirges von Schiefergesteinen, die 
man sich ähnlich wie diejenigen Tonschiefer usw. vorzustellen 
hat, welche heute das Rheinische Schiefergebirge aufbauen. Ob 
sie auch vom gleichen geologischen Alter, d. h. zur gleichen Zeit 
mit ihnen entstanden sind, ist noch zweifelhaft; dagegen sind 
sie insofern den Schiefern eines Teils des Rheinischen Schiefer- 
gebirges ähnlich, als sie, wie dort, von großen Massen eines 
Eruptivgesteins, des Diabas, durchdrungen waren. Diese ur- 
sprünglichen Schiefergesteine wurden dann von zweierlei Um- 
wandlungen betroffen, von vulkanischen Ausbrüchen des Gra- 
nits und von einer Zertrümmerung in einzelne Gesteins- 
schollen. Durch die Granitausbrüche wurden Schiefer und 
Diabase teilweise umgeschmolzen und auch sonst mannigfach 
verändert, so daß sie ihren Verwandten im Rheinischen Schiefer- 
gebirge heutzutage nicht mehr gleichsehen, sondern in sog. 
Hornfelse, Glimmerschiefer usw. umgewandelt sind. Der 
Kalkstein, der an manchen Stellen zwischen ihnen lag, wurde 
gleichzeitig zu Marmor, wie er sich heute bei Auerbach an der 
Bergstraße findet, wo er durch Bergbau gewonnen und tech- 
nisch benutzt wird. Durch dieselben Vorgänge entstanden auch 
an den Rändern des Kalks die vielen schönen Mineralien, die 
Auerbach unter den Mineraliensammlern einen berühmten 
Namen verschafft haben. 
Außerdem zerbrachen aber die Gesteinstafeln in einzelne 
Schollen, die in der mannigfachsten Weise an den dabei 
entstehenden Brüchen oder Verwerfungen gegeneinander
	        
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