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Schwestern. Die Kronprinzeß leitete und überwachte im großen,
wie im kleinen alles, was in den Räumen des Max-Palais,
des Stapelplatzes für Verbandzeug, Bekleidung und Lebensmittel,
in den Sälen und Zimmern der Lazarette, wie auf dem
fernen Kriegsschauplatze, wo sich Frau Marie Simon be-
sonders hervorthat, geleistet wurde. In Dresden waren zuerst
zwei Lazarette in der Reiterkaserne und im Pontonschuppen
errichtet. Später kam noch ein drittes in der Pionierkaserne und
ein viertes in Übigau hinzu; letzteres wurde nur mit kranken
und verwundeten französischen Kriegsgefangenen belegt. Viele
Mühe veranlaßte die im Herbste sich nötig machende Fürsorge
für die in endlosen Zügen mit der Bahn eintreffenden Kriegs-
gefangenen, deren Zahl im Februar 1871 allein in Dresden bis
auf über 18,000 Mann stieg.
Nie leuchtete die selbstlose Hingabe, Opferfreudigkeit, uner-
müdliche Fürsorge, Geschäftskenntnis und Organisationsgabe der
Kronprinzessin strahlender hervor, als zur Zeit des großen Krieges
in den Jahren 1870 und 1871, wo ihr ganzes Sinnen und
Denken den verwundeten und kranken Kriegern galt. Frühzeitig
brach sie von Strehlen auf, zuerst zur Messe, die sie keinen Tag
versäumt hat, dann in das Max-Palais. Sie kannte jede
Krankenpflegerin persönlich und wußte sie an den ihrer Anlage
und Fähigkeit entsprechenden Platz zu stellen. Alle Delegierten
holten sich bei ihr die Befehle und näheren Anweisungen, keine
Sendung ging nach dem Kriegsschauplatze ohne ihre besondere
Weisung, kurz: sie hatte die ganze Leitung des großen Werkes
in ihrer Hand und beherrschte sie mit wunderbarer Sachkenntnis
und Umsicht. Nach gethaner Arbeit erfreute sie meist die hilfe-
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