104 —
den einstündigen Aufenthalt vor Ankunft des Kronprinzen, das
Lazarett zu besichtigen. Von der Grenze, von Markranstädt an,
glich dann die Fahrt des kronprinzlichen Paares einem Triumph—
zuge. Auf jeder Station wurde es von den Behörden, den
Schulen, den Einwohnern jubelnd empfangen. In Leipzig, wo
übernachtet wurde, brachte man ihm einen Fackelzug unter brausen—
den Hochrufen der zahllosen Menge, die vor dem Palais ver—
sammelt war. Der 11. März war ein schöner, sonniger Früh—
lingstag. König Johann war seinem geliebten Sohne bis Riesa
entgegengefahren. Der Kronprinz zog mittags 1 Uhr in Dresden
ein unter dem Ausdruck einer Begeisterung, die alles Voran-
gegangene überstieg. Überwältigend war die Freude des Volkes.
An diesem Jubel hatte aber auch die Kronprinzeß ihren Anteil.
Das Volk wollte ihr die Verehrung und den Dank bezeugen für
alle Liebe und alle Aufopferung, die sie bewiesen hatte, und diese
frohe, glückselige Stunde an der Seite des langentbehrten geliebten
Gemahls bot ihr Entschädigung für viele bange, sorgenvolle Tage
und rastlose, hingebende Arbeit.
Der Kronprinz mußte bald zu der seiner Oberleitung unter-
stellten neugebildeten dritten Armee nach Frankreich zurückkehren.
Die Kronprinzessin begleitete ihn nach seinem Hauptquartier Com-
piegne; und damit erfüllte sich ein Wunsch, den sie lange schon
in aller Stille gehegt hatte. Nach abgeschlossenem Präliminar=
frieden waren ihre Aufgaben im Heimatlande insoweit erfüllt,
als es sich nicht mehr um neuen Zuwachs an Hilfsbedürftigen,
sondern nur noch um Heilung der bereits in Pflege Befindlichen
handelte. So konnte die hohe Frau die Leitung ihres segens-
reichen Liebeswerkes bewährten Händen anvertrauen, mit nach