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Frankreich gehen und hier das Hauptquartier des Kronprinzen
zu einem Fürstenhofe in des Wortes edelster Bedeutung ge—
stalten. In nur fünf Tagen hatte sie alles geordnet und über—
geben und war reisefertig. In der Begleitung der Kronprinzeß
befanden sich Oberhofmeisterin Gräfin Wallwitz und Hofmarschall
Major Senfft von Pilsach.
Am Tage vor der Abreise, am 15. März, verlieh König
Johann der Kronprinzeß den kurze Zeit vorher für besondere
Verdienste auf dem Gebiete der freiwillig helfenden Liebe im
Kriege oder im Frieden für Frauen gestifteten Sidonienorden
und überreichte ihr die Insignien persönlich.
Die Ankunft in Compiegne erfolgte am 18. März. Der
Kronprinzeß machte es einen eigenen Eindruck, daß sie von der
letzten Eisenbahnstation nach Compiegne von einer Eskorte der aus
Gardes du corps bestehenden Stabswache des Oberkommandos
geleitet wurde. Der Stab der Maasarmee war bereits am 13.
dort eingetroffen; mit ihm vereinigte sich am 21. März der seit-
herige Stab der dritten Armee. Es entfaltete sich mit dem Ein-
zuge des kronprinzlichen Paares ein reges Leben. Das Schloß,
erbaut unter Ludwig XV., erweitert unter Napoleon I. und
Napoleon III., besteht aus zwei parallelen Hauptflügeln, welche
an den vorderen Giebelseiten durch Arkaden, an den hinteren
Giebeln durch einen Mittelbau verbunden sind. Der rechte Flügel
besteht aus Parterre und Etage, hat an der Parkfront eine
lange Terrasse und enthält die prächtigen Fürstenzimmer,
sowie die Prunksäle. Der linke Flügel und der Mittelbau ent-
halten zahlreiche elegant eingerichtete Quartiere. Das Schloß
ist im Stil des Palais Royal gebaut und von einem herrlichen