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Gänge, die zur Hausordnung gehören, erfordern. Der Verkehr
ist ein ungezwungener. Der König führt im wesentlichen die
Unterhaltung; er liebt nicht langweilige Leute, noch weniger aber
solche, welche die Konversation an sich reißen wollen. Er be—
herrscht alle Gesprächsgegenstände, hat jedes Buch von Bedeutung
gelesen und sich dessen Inhalt in sein vorzügliches Gedächtnis
eingeprägt. Er besitzt die Gabe, mit jedermann den rechten Ton
zu treffen, mit dem Beamten wie mit dem Künstler, mit der
Weltdame wie mit dem jungen Mädchen. Dabei tritt stets die
wohlwollendste Herzensfreundlichkeit hervor und eine Ungezwungen-
heit, welche jedoch nie die von ihm eingenommene hohe Stellung
zu vergessen erlaubt.
Mehrere Stunden nach Tisch werden im Garten zugebracht,
der sich im Laufe der Jahre bei sorgfältigster Pflege herrlich ent-
wickelt hat. An der Nordostecke desselben stehen zwei Eichen, die
König und Königin als Eicheln in die Erde legten und die zu
stattlichen Bäumen heranwuchsem
Zu Ostern veranstaltet die Königin für die Kinder ihr näher
bekannter Familien und für die Zöglinge des Josephinenstiftes
Eiersuchen. Am Schlusse des Festes wird Chokolade gespendet.
Die Kinder, die wie Orgelpfeifen aufmarschierten, strahlen über
die unerschöpfliche Lust der hohen Hausfrau am Geben und
Erfreuen.
König und Königin haben große Freude an Hunden; mehrere
dieser treuen Gefährten sind stets in ihrer Nähe.
Königs Geburtstag, am 23. April, wird in Strehlen gefeiert;
im ganzen Sachsenlande wird er als Festtag begangen. Die
Musikchöre der drei Dresdner Regimenter, deren Chef der König