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paar geben. Die schönen Frühlingstage werden möglichst im
Freien verbracht. Promenaden zu Fuß oder zu Wagen wechseln
mit Kahnfahrten. Der Gesang der Nachtigallen, der Duft zahl-
loser Maiblümchen in den frisch belaubten Gehölzen, das Leben
und Treiben des zahlreichen Wildes entzücken den Naturfreund.
Anfang oder Mitte Juni kehren König und Königin in die
heimatliche Residenz zurück. Der König pirscht in Sibyllenort
während des Frühjahrs auf Rehböcke; die Herbstjagden finden
meist Ende Oktober statt; dazu werden zahlreiche Gäste ge-
laden. Am Abend sind diese an der königlichen Tafel und in
dem darauffolgenden Cercle um das Königspaar versammelt,
denn auch die Königin kommt dann auf kürzere Zeit nach ihrem
schlesischen Schlosse.
Seit im Juni 1765 die Kurfürstin-Mutter für sich und
den jungen Kurfürsten Friedrich August Pillnitz zum „Sommer=
séjour“ wählte, ist dieses der Sommersitz des sächsischen Königs-
hauses geblieben. Das in reizender Gegend, am Fuße des Pors-
berges, dicht an der Elbe gelegene Schlofß ist in chinesisch-bizarrem
Stile erbaut. Berg= und Wasserpalais sind durch einen weiten,
mit hoher Fontäne und ausgedehnten Blumenanlagen geschmückten
Hof getrennt und nach Osten durch das nach dem Brande von
1818 erbaute sogenannte neue Schloß verbunden.
König und Königin bewohnen von Ende Juni bis Anfang
September den westlichen Flügel des Bergpalais, der noch heute
den Namen „Kaiserflügel“ trägt, weil er während der Pillnitzer
Konvention 1791 Kaiser Leopold II. beherbergte. Der große
Salon der Königin und ein kleiner Eßsaal befinden sich im
Mittelbau des Bergpalais. Der große Speisesaal im neuen