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diesen beiden herrlichen Jagdschlössern folgt die Königin häufig
ihrem hohen Gemahl.
König Albert befahl bald nach seinem Regierungsantritt,
das alte, traute, von Kurfürst Johann Georg I. erbaute Jagd-
schloß Wermsdorf umzubauen und mit einer dem Jagdaufent-
halt entsprechenden Einrichtung auszustatten. Bereits im Herbst
des Jahres 1874 war der Umbau fertig; vom 14. bis 24. Ok-
tober desselben Jahres bewohnte der König das Schloß erst-
malig.
Wermsdorf ist während der Jagden der Sitz echten Jäger-
lebens. Das ehrwürdige Schloß mit seinen dicken Mauern bietet
dem hohen Jagdherrn und seinen Gästen ein geräumiges Unter-
kommen. An kalten, regnerischen Herbsttagen sind alle Räume gut
durchwärmt. Ist die Königin mit in Wermsdorf, so waltet sie, nach-
dem die Jagdgesellschaft aufgebrochen ist, in fürstlicher Milde in den
zahlreichen Anstalten christlicher Nächstenliebe des Ortes, in der
Landes-Heil= und Pflegeanstalt. Sie erfreut zuweilen die Jagd-
gesellschaft durch ihr Erscheinen bei dem an einer schönen Stelle
des Waldes gereichten Frühstück, kommt aber regelmäßig zum
Jagdmahle. Dieses wird in dem geschmackvoll ausgestatteten
Mittelsaale des Schlosses aufgetragen, dessen Wände alte Bilder
früherer sächsischer Herrscher und prächtige Geweihe zieren, dessen
Deckenfries aber mit einem bildlich dargestellten Jagdzuge aus
dem 17. Jahrhundert geschmückt ist. Nach der Tefel bleibt
die Gesellschaft meist noch bis Mitternacht beisammen. Der
König spielt mit einer Anzahl Herren das alte Jägerspiel „Grob-
aus“; am Tische der Königin herrscht lebhafte Unterhaltung.
Ganz anders ist der Charakter des Moritzburger Schlosses,