Full text: Aus dem Leben der Königin Carola von Sachsen.

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welches sich mächtig über die waldige, teichreiche Gegend erhebt 
und in seinen inneren Räumen zahllose, an die Pracht früherer 
Jahrhunderte erinnernde Gegenstände birgt. Die Jagdtafel wird 
in dem durch zwei Etagen reichenden weißen Prunksaale gerichtet, 
dessen Wände 72 auf künstlich aus Holz geformten Hirschköpfen 
befindliche natürliche Geweihe schmücken, keines unter 24, einzelne 
von 32, 36 bis zu 50 Enden. Wunderbare, unschätzbare, sämtlich 
von Meisterhand gearbeitete Trinkgefäße zieren die in hellem 
Kerzenglanze erstrahlende Tafel. Auf der Moritzburg ist mancher 
Tropfen aus den kostbaren Trink= und Willkommenpokalen ge- 
trunken worden. Der Hauptpokal aber, der seit den ältesten 
Zeiten zum Willkommentrinken vorzugsweise in Gebrauch ge- 
nommen wurde und in welchem noch heutigen Tages jedem das 
Schloß Moritzburg zum ersten Male besuchenden Gaste unseres 
Königshauses der übliche Willkommentrunk gereicht wird, ist von 
der Natur selbst geformt. Die auf der rechten Stange eines 
prachtvollen Hirschgeweihes von 36 Enden befindliche Krone 
bildet einen natürlichen Becher, dessen zackiger Rand das Trinken 
erschwert und, soll der Wein nicht verschüttet werden, es nur auf 
eine besonders geschickte Weise geschehen läßt. Dieser natürliche 
Pokal wird in den über das Willkommentrinken geführten Re- 
gistern „das Geweih“ oder „die Hirschstange“ genannt. Diese 
Register, in die jeder Gast des Jagdschlosses, dem die Ehre 
zu teil wurde, einen oder mehrere Willkommen leeren zu dürfen, 
seinen Namen einzutragen gehalten war, gewähren mit den ver- 
schiedenen Gedenksprüchen und anderen Angaben, welche sie ent- 
halten, ein anschauliches Bild früherer Zeiten. Seit Mitte des 
18. Jahrhunderts wurde beim Willkommentrinken nur der Name 
Königin Carola. 10
	        
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