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Jahre die erste Hofdame der Königin. Sie ist eine hervorragende
Persönlichkeit nicht nur durch ihr Außeres, sondern durch ihr ganzes
Wesen; bei allen Gelegenheiten zeigt sie einen sicheren Takt, der
durch Zurückhaltung unterstützt wird. In der richtigen Auffassung
ihrer Stellung schwankt sie nie; sie wird von dem Königspaare
sehr geschätzt. Zu dem Kreise in Mentone gehörte noch
eine Jugendbekannte der Königin, welche oft zu kürzeren oder
längeren Besuchen bei ihr weilt, Gräfin Caroline Fünfkirchen.
In einem zarten Körper wohnt ein Geist, der alle Menschen
zu fesseln versteht. Ganz im Alter der Königin, ist ihr Herz
jung und frisch; ihre geistreiche Unterhaltung, ihr feines
Lächeln zeugen von Verstandesfülle und Humor, sie besitzt Frische
und Originalität und doch zugleich eine große Herzensgüte. Wie
eine werte Freundin wird sie von der Königin geehrt und geliebt.
Der König unternahm jeden Morgen eine längere Promenade
in die reizende Umgebung und knüpfte oft dabei eine Unterhaltung
mit den Bewohnern des Landes an. Die hohen Herrschaften
waren bald keine Fremden mehr an der Riviera, im Vorbei-
gehen hörte man die Worte: „C'est la reine de Saze, Ckiest le
roi.“ Die Zeit zwischen dem Frühstück und der zu später Stunde
eingenommenen Hauptmahlzeit wurde zu näheren oder weiteren
Ausflügen benutzt. Spaziergänge führten in die verschiedenen bei
Mentone einmündenden Alpenthäler, nach dem hochgelegenen
Dörfschen Grimaldi, am Meere entlang nach den Roches Rouges
oder nach Kap Martin. Die Besitzer der schönsten Gärten zeigten
gern ihre Schätze dem hohen Paare, wohl wissend, welches Ver-
ständnis König und Königin für Garten= und Pflanzenkunde
besitzen. Besonders schön waren die Gärten des Mr. Hanbury