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in La Murtola, des Monsieur Donnier in Cannes und des Grafen
Chambrun in Nizza; in ihnen vereinigte sich die Vegetation der
Tropen mit der des Nordens. Fahrten führten im Carrei-Thale
aufwärts bis in die Höhe von Castiglione, auf der Straße über
den Col di Tenda nach Turin, einer Alpenstraße mit schroffer
Gebirgslandschaft, sowie schönen Blicken nach rückwärts in die
kultivierte Gegend und über das Meer; nach Dolce Aqua, einem
Städtchen im Nervia-Thale mit der Ruine einer Doria'schen Burg,
dessen Schönheit aber echt italienischer Schmutz beeinträchtigt; auf
der Corniche nach La Turbie, dem alten Römerkastell. Abends
sangen und spielten dann im klarsten Mondschein vor dem Hotel
die kleinen italienischen Musikbanden ihre Weisen.
Die Gesundheit der Königin kräftigte sich rasch. Sie nahm
ihre Lieblingsbeschäftigung wieder auf, besuchte das Mentoner Thal
oder Kap Martin und skizzierte in Ol die schönsten Punkte.
Sie erwarb überall die Sympathien von hoch und niedrig. Es
erschienen zehn dames de la halle aus Nizza und überreichten
der Königin Blumensträuße. Als die Marktfrauen sich verab-
schiedeten, sagte die Wortführerin: „Dieu vous garde et le roi.“
Die Königin von England war ebenfalls in Mentone, sie
lebte mit ihrer jüngsten Tochter Prinzeß Beatrix und dem
Prinzen Leopold zurückgezogen in der Villa des Rosiers, dem
schön gelegenen Besitz eines reichen Engländers. Die hohen
Herrschaften besuchten sich gegenseitig. Als Königin Viktoria mit
ihren schellenbehangenen Mailänder Postpferden am Hötel des
Iles Britanniques vorfuhr, eilten alle in der Nähe wohnenden
Engländer herbei, um sie zu begrüßen und den alten konser-
vativen, königstreuen Sinn ihres Landes zu bewähren. Der