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und mächtigen Mauern machte einen traurigen und unheimlichen
Eindruck.
Das sächsische Königspaar und das schwedische Kronprinzen-
paar unternahmen auf dem Drott eine zweitägige Seereise nach
der Insel Gotland. Am Ausgange der Schären lag das übende
schwedische Flottengeschwader von 23 Fahrzeugen, welches be—
sichtigt wurde. Kurz vor Gotland fiel dichter Nebel ein. Die
Türme und Ruinen Wisbys zeigten sich nur vereinzelt und leicht
verhüllt, was bei der schönen Beleuchtung einen zauberischen Ein-
druck hervorrief. Plötzlich zog sich der Nebel auf, und es konnte
gelandet werden. Nach der Abendmahlzeit beim Gouverneur
wurde die bengalisch erleuchtete, mit Menschen dicht gefüllte, in
Trümmern liegende Kirche des heiligen Laurentius (St. Lars)
besucht. Hier intonierten reizende Frauenstimmen das liebliche,
wohlbekannte „O sanctissima“ und andere Gesänge; dabei durch-
schritten verhüllte Gestalten gleich Nonnen die Klostergänge. Der
andere Tag wurde den Sehenswürdigkeiten der alten, einst so
mächtigen Hansastadt gewidmet, welche jetzt nur die Hälfte des
einst von ihren Mauern umschlossenen Raumes ausfüllt. Es
waren die Stadtmauer mit vielen Türmen, die zahlreichen
meist in Ruinen liegenden Kirchen, welche von den verschiedenen
miteinander wetteifernden Nationen erbaut worden sind, als
Wisby der internationale Freihafen der Ostsee war, das reich-
haltige Altertumsmuseum und der botanische Garten, wo Volks-
spiele stattfanden. Nachdem Prinzessin Eugenie von Schweden
die fremden Gäste in ihrer am Meere und in frischem Grün
reizend gelegenen Villa Friedheim bewirtet hatte, fuhr der Drott
bei ruhiger See und heller Nacht nach Tullgarn zurück.