Full text: Aus dem Leben der Königin Carola von Sachsen.

— 16 — 
von Morawetz an besonderen Festtagen eigenhändig zu bewirten 
und zu beschenken. Es gefiel ihr, in einer kleinen, an ihre 
Wohnung ssich anschließenden Küche Armen und Kranken selbst 
die Mahlzeiten zu bereiten, und sie brachte dieselben auch bei 
schlechtem Wetter und auf größere Entfernungen persönlich in 
die dürftigsten Hütten. Prinzessin Carola war durchaus nicht 
verweichlicht. Wind und Wetter, Kälte und Schnee, Regen und 
Sonnenhitze hinderten sie nicht an ihren Ausgängen; an eigene 
Bequemlichkeit und Rücksicht auf ihre Person dachte sie nie. Sie 
besaß schon jung die Gabe, mit Kranken umzugehen, für die 
sie immer Trost und Rat fand. 
Am Freitag jeder Woche versammelten sich die Armen im 
Schloßhofe bei der sogenannten Schneckenstiege, wo die Prin- 
zessin erschien, Gaben austeilte und Bitten entgegennahm. Sie 
kam als dreizehnjähriges Mädchen nach Morawetz, war heiter 
und lebensfroh, lachte sehr gern, selbst bei geringfügigen Anlässen, 
zeigte eine außerordentliche Herzensgüte und Freigebigkeit, faßte 
mit seltenem Ernst, der ihr Alter überstieg, die Not der Armen 
auf und war jederzeit bereit, den Bedürftigen beizustehen. Ihre 
täglichen Spaziergänge gaben ihr Gelegenheit, mit dem Volke zu 
verkehren, Einblick in dessen Verhältnisse zu gewinnen und dem 
Elend zu steuern. 
Prinzessin Carola hatte rasch Böhmisch gelernt und ver- 
ständigte sich leicht und gern mit den Leuten. Sie gab oft den 
Fürsprecher und Dolmetsch bei Prinzessin Wasa ab. Die Prin- 
zessin hatte die böhmische Sprache so gut erlernt, daß sie sich 
derselben später im Briefwechsel mit ihrer Freundin Sophie 
Vittinghoff bediente. Von der Dienerschaft war sie angebetet,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.