Full text: Aus dem Leben der Königin Carola von Sachsen.

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Verlobung. 
Die Kinder-, Lehr= und Wanderjahre der Prinzessin Carola 
waren zu Ende. Sie konnte mit Befriedigung darauf zurück- 
blicken. Das schönste Verhältnis herrschte zwischen Mutter und 
Tochter, liebevolle, beinahe ängstliche Sorge seitens der Mutter, 
zarteste Rücksicht und dankbarste Hingebung von seiten der Tochter. 
Prinzessin Carola war eine liebliche, vornehme Erscheinung, Güte 
und Heiterkeit sprachen aus ihren Zügen, Rücksichtnahme für 
jedermann, das größte Zartgefühl im Umgange mit anderen 
waren immer Hauptkennzeichen ihres edlen, reinen Wesens, sowie 
Wahrheit, Wahrheit bis ins Geringste. Ihr war das Glück 
und der große Vorteil beschieden gewesen, nicht eine einseitige 
Erziehung genossen zu haben. Sie hatte das Leben an Höfen 
wohl kennen gelernt, der Aufenthalt in ländlicher Stille hatte 
aber in ihr das Echte und Einfache bewahrt. Sie besaß tiefes 
Gefühl für das Große und Edle, ihr Geist war aufgethan für 
die Schönheiten der Natur und Kunst, sie war unzugänglich für 
Glanz, Schein, Vorurteil und Schmeichelei. 
Der Prinzessin war Morawetz so lieb wie früher. Der Garten 
hatte sich verschönert, die Zimmer waren so heimlich, sie war stolz 
auf das ihrige, was sie sich selbst sehr hübsch eingerichtet hatte. Der 
Aufenthalt war ziemlich einsam, es waren nur Mutter und Tochter, 
Fräulein von Sternberg und Baron Galen anwesend. Allein die Zeit 
verging der Prinzessin auch jetzt wie immer nur zu rasch. Wie 
sie sagte, habe sie nie lange Weile, aber zuweilen traurige; 
nun, die habe man überall, die komme von inneren oder äußeren 
Ursachen, vom Schicksal, dem man nirgends entgehen könne. 
Königin Carola. 3
	        
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