— 41 —
gastfreieste aufgenommen wird, die einstigen Lieblingsplätze, selbst-
gepflanzte Bäume, Kirche und Friedhof. Sie ist glücklich, ihr
altes Heim in so guten Händen zu wissen. Alte Diener werden
reichlich beschenkt. Es gestaltet sich ein ländliches Fest. Die
Dorfmusik spielt auf dem Rasenplatze vor dem Schlosse, und
während alt und jung sich fröhlich im Kreise drehen, drängen
sich die Kinder zutraulich an die zuschauende Königin heran.
Permählung.
Die beiden Prinzessinnen reisten mit ihrem Gefolge von
Morawetz nach Prag, wo sie vom sächsischen Oberkammer-
herrn von Koenneritz erwartet wurden. Früher Gesandter in
Paris, war dieser ein stattlicher alter Herr von vornehmen,
liebenswürdigen Formen und weltmännischer Gewandtheit. Er
hatte schon alle Vorbereitungen für die Reise des nächsten Tages
getroffen und war voller Sorge für die müde und leidend aus-
sehende Prinzessin-Mutter, welche in der Nacht starke Herzkrämpfe
bekam, so daß der Leibarzt Dr. Essenwein bis zum Morgengrauen
bei ihr wachte. In ihrer großen mütterlichen Liebe hatte Prin-
zessin Wasa durchaus nicht erlauben wollen, daß die Tochter bei
ihr bleibe, aus Besorgnis, es könnte ihr am Einzugstage die
Übermüdung anzusehen sein.
Die Prinzessinnen trafen am 16. Juni mittags mit Extrazug
in Bodenbach ein. Prinz Albert war ihnen mit dem früh 8 Uhr
in Dresden abgelassenen, überreich mit Kränzen und Guirlanden