— 50 —
mann hinterlassen haben. Nach dem Ringwechsel war der säch—
sische Dienst bei Prinzessin Carola angetreten, als Oberhof—
meisterin die verwitwete Frau Konferenzminister Freifrau von
Werthern, geborene von Wuthenau, als Hofdame Gräfin Anna
Schall-Riaucourt. Die in Sachsen angesehene und verehrte
Oberhofmeisterin hatte der Prinzeß in den ihr noch fremden säch—
sischen Verhältnissen zur Seite zu stehen, während die Hofdame
ihr eine liebenswürdige und sympathische Begleiterin wurde. Die
persönlichen und die Truppenadjutanten des Prinzen") wurden
vollständig zu dem täglichen Leben des kleinen Hofes herange-
zogen und übernahmen in vielen Fällen die Obliegenheiten des
Hofdienstes.
Das junge Paar besuchte Leipzig, Chemnitz, Döbeln und
Bautzen, von der Bevölkerung überall auf das freudigste be-
grüßt. Am Bahnhofe zu Leipzig war die dortige Kommunal-=
garde aufgestellt, ein Wahrzeichen jetzt längst vergangener Zeiten.
Nach den großen Manövern des Jahres 1853 weilte Ende
Oktober das prinzliche Paar einige Zeit zum Besuche in Mo-
rawetz. Der Prinzessin wurde die große Freude des ersten Be-
suches bei ihrer Mutter dadurch etwas getrübt, daß Prinz Albert
durch eine Zusammenkunft des Kaisers von Osterreich mit dem
König von Preußen in Bodenbach abgehalten war, sie sogleich
dahin zu begleiten; aber das Wiedersehen mit der teuren Mutter
war unbeschreiblich füß für sie.
Auch im März des Jahres 1854 besuchte die Prinzessin
erneut ihre Mutter, weil die Nachrichten über deren Befinden sehr
*) Näheres über dieselben in: „König Albert, Fünfzig Jahre Soldat.“