— 60 —
auch später als Königin, in dem auf einem unmittelbar aus der
Donau steil emporsteigenden Felsen gelegenen alten Schlosse
Sigmaringen, wo sie die schönsten Kindheitserinnerungen feierte,
da sie mit 8 Jahren zum ersten male in Begleitung ihrer Mutter
dort war, ferner in dem nahen anspruchslosen Wohnsitze Krauchen-
wies bei ihren fürstlichen Verwandten; auch besuchte sie dieselben
1858 und 1859 in Düsseldorf, wo der Fürst in preußischen
Diensten stand. Die Kronprinzeß verstand es jetzt und auch
später als Königin, ihre verwandtschaftlichen Besuche mit ihren
Reisen geschickt in Zusammenhang zu bringen. Bei dem im
Charakter der Kronprinzeß besonders ausgeprägten verwandtschaft-
lichen Gefühle war sie im Kreise naher Angehöriger, von denen
sie auf Händen getragen wurde, besonders glücklich.
Während der Abwesenheit der Kronprinzessin waren 1856
am Dresdner Hofe zwei wichtige Ereignisse zu verzeichnen gewesen.
Prinzessin Margarethe hatte sich mit Erzherzog Carl Ludwig von
Osterreich, Statthalter von Tirol und Vorarlberg, zweitem Bruder
des Kaisers, Prinzessin Anna mit dem Erbgroßherzog Ferdinand
von Toscana verlobt. Am 4. und 24. November waren die
Hochzeiten. Bei derjenigen der Prinzeß Margarethe schritt die
Kronprinzeß im Zuge neben dem Erzherzog Maximilian, der
so tragisch als Kaiser von Mexiko endete. Glänzende
Feste waren bei Hofe und sowohl bei dem österreichischen Ge-
sandten Fürsten Metternich, der im Preußschen Hause wohnte, als
auch bei dem toskanischen außerordentlichen Gesandten Fürsten
Corsini, welcher die Räume der Harmonie-Gesellschaft dazu er-
beten hatte.
Nach einem längeren Aufenthalte des kronprinzlichen Paares