Full text: Aus dem Leben der Königin Carola von Sachsen.

in Morawetz während des Juni 1857, dem letzten vor dem Verkaufe 
der Herrschaft, folgten Besuche bei den Weimar'schen und Meiningen- 
schen Herrschaften in den Schlössern Wilhelmsthal und Altenstein. 
Thüringen gefiel der Kronprinzessin sehr; sie fand es schön und 
poetisch, sie freute sich über seinen historischen Charakter, der 
Anblick der schönen Wälder erinnerte sie an Mähren, die Leute 
erschienen ihr bieder und gutmütig. Die Kropnprinzeß reiste 
im August zur Kur nach Bocklet. Das kleine Bad mit 
kräftigen Stahlquellen und Schlammbädern liegt nördlich von 
Kissingen an der Saale in einem anmutigen Wiesenthale, von 
bewaldeten Bergen umgeben. Außer einem Park mit hohen, 
alten Bäumen bot es wenig Anziehendes. Zahllose Mücken 
plagten die Kurgäste. 
Im Herbste fanden große Manöver unter der Oberleitung 
des Kronprinzen auf dem linken Elbufer bei Dresden statt. 
Während derselben weilte Kaiser Franz Joseph von Osterreich 
einige Tage als Gast in Dresden, auch stattete Kaiser Nikolaus 
von Rußland dem sächsischen Königshofe einen kurzen Besuch ab. 
Die Kronprinzeß war im Juni und Juli 1858 in 
Kissingen, der Kronprinz in Helgoland. Beide waren Mitte 
November auf einige Tage bei den kaiserlichen Majestäten in 
Prag. Die Freude der Königsfamilie über die Verlobung des 
Prinzen Georg mit der Infantin Maria Anna von Portugal 
wurde getrübt durch den am 15. September in Monza nach 
kurzem Nervenfieber erfolgten Tod der Erzherzogin Margarethe, 
im 19. Lebensjahre, in der Blüte jugendlicher Schönheit dahin- 
gerafft, welche sie nicht minder schmückte als die gewinnendsten 
Eigenschaften des Geistes und Herzens. Sie wurde in Innsbruck
	        
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