Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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4. Dem Schlosse gegenüber entsteigen im Nordwesten des 
Beckeuns vulkanische Hügel als natürliche Burgen und Zinnen. Auch 
sie sind Zeugen eines gewaltigen Kampfes gewesen, den die 
elementaren Gewalten der Erde in früheren Zeiten untereinander 
führten. Denn Feuer hat sie aus dem Schoße der Erde gebildet, 
Wasser hat sie umflutet, und gewaltige Eismassen haben sich vom 
Norden her auf ihren Rücken geschoben. Noch heute sind besonders 
an den nördlichen Gehängen der Berge die Ausfurchungen und 
Abschürfungen zu erkennen, welche die vordringenden Gletscher hier 
bewirkten. Jetzt ragen die Pyramiden und Kegel friedlich und 
freundlich aus der Ebene auf, scharen sich zu sormenreichen Gruppen 
zusammen, tragen den Wald auf saunft geneigter Fläche und bilden 
eine liebliche Hügelwelt, an der unser Blick, wenn er suchend die 
Ebene durchstreift, mit ruhigem Behagen haftet. Dazu schmiegen 
sich kleinere Teiche mit blauem Spiegel an den Fuß der Higgel, 
und der Bach, der dem Waldboden entaquoll, zieht seine Schlangenlinie 
durch die Faltungen und die moorige Niederung. Dort nun, wo 
sich die Lossa zwischen dem „kleinen“ und dem „Wein"-Berge 
windet, liegt das Dorf Hohburg, das bis in das vorige Jahr- 
hundert die Ruinen der alten Slavenfeste „Ratschin“ (= Hohburg) 
bewahrte. Gegenwärtig wird die ganze Hügellandschaft nach diesem 
Orte genannt („Hohburger Berge“"). Ja, sie wird sogar in 
ihrem lieblichen Wechsel von milden Höhen und Tälern, von 
Waldschmuck und Wasser, von Landbau und Hirtenleben in be- 
greiflicher Uberschätzung ihrer Bedeutung von den Amwohnern als 
„Hohburger Schweiz“ gefeiert und besonders in den Sommer- 
monaten von den Familien der angrenzenden Städte gern besucht, 
wenn sic in ländlicher Einfachheit die reine Luft der Berge atmen 
wollen. So bleibt unser Sachsenland seiner schönen Natur 
auch an der nördlichen Grenze im Hügel= und Beckenlande 
noch getreu. 
5. Deutlicher als diese Hügel steigt im Südosten des Beckens 
inselartig die Gruppe des Kolmberges in der Umrandung auf. 
Er besteht aus einem festen, körnigen Gesteine, das sich ans Bestand- 
teilen uns schon bekannter Felsarten (Quarz, Feldspat, Glimmer, 
Tonschiefer) zu einer dichten Masse verbunden hat, die nach ihrer 
Färbung den Namen Grauwacke (— Graustein) trägt. Der Stein 
wird gern zu den gröberen Mauerarbeiten verwendct und gibt nach 
der Verwitterung einen trefflichen Waldboden. Auch der Kolmberg 
hat seine Wölbung (Kulm — gewölbter Berg, auch eine grane 
Gesteinsart) mit dichtem Wald umkleidet, so daß er in weiter Ferne 
als ein dunkles Bergrund erscheint. Er besteht eigentlich ans drei 
Kuppen (der eigentliche Kolmberg im Westen, der Schlangenberg 
im NO. und der Mühlberg im SO.), von denen der Hauptgipfel 
den König-Albertturm trägt. Von ihm aus erschließen sich unserem 
Auge ferne Weiten: die Ebene des Nordens, im Westen die Türme 
von Leipzig, im Süden die Zinnen der Angustusburg und im Osten 
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