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kamm gekrönt, der nach Nordosten zieht, das Ganze auf
einer Hochplatte erbaut, die sich nach Nordwesten hin
neigt, das mag uns vorerst ein schlichtes Formenbild
des Elsterlandes geben.
3. Die Höhenwellen des Elsterlandes zeigen im Süden noch
die reichsten Waldbestände unseres Vaterlandes. Dicht und dunkel
breiten Tannen und Fichten ihr Geäst über Kopf und Schultern
der Berge. Weiche Sumpf= und Moorlager legen sich nicht selten
in den würzigen Schwarzwaldbestand. Die Moosbeere blüht, es
rötet sich die Preißelbeere, und die Heidelbeere reift am myrten-
grünen Gesträuche. Der pfeifende Ruf des Falken dringt klagend
durch die stille Einsamkeit, der Auerhahn balzt, das Reh äst auf
taniger Wiese, und der Hirsch tritt in die Lichtung am waldigen
Rande. Vielfach ist der schöne Waldbestand leider schonungslos
vernichtet und der Waldboden damit in dürftige Schafweide ver-
wandelt worden. Erst in unseren Tagen dringt die Erkenntnis von
dem wahren wirtschaftlichen Werte des Waldes wieder durch, und
die Aufforstung der Blößen wird angestrebt. Daß auch die Heilkraft der
reinen und würzigen Waldluft, besonders für Lungenkranke, ge-
würdigt wird, zeigen die Kuranstalten- zu Reiboldsgrün und das
Genesungsheim Sorga bei Adorf. Wo sich die Höhen aber zu
sanften Mulden neigen, überziehen die Gräser den Boden mit ihrem
belebenden Schmucke. Gerade die Wiesen mit ihrem lebhaften
Blumenflor geben dem Elsterlande eine so frische Färbung, daß uns
die Endung „grün“ in den Ortsnamen der Landschaft ganz natur-
gemäß erscheint. Wenn daneben auch die sinnvolle Bezeichnung
„reuth“ in der Namengebung auftritt, so erfahren wir auf einfachem
Wege weiter, daß durch Ausroden das Waldland des Elstergebirges
in Ackerland umgebildet wurde. Nun ziehen die Feldflächen, be-
sonders im untern Elsterlande, über die flachen Scheitel der Höhen.
In mittleren Lagen wird selbst Weizen und Olgesäme, in höheren
aber Korn und Kartofsel erbaut, eine Frucht, die hier zuerst (in
Unterwürschnitz) in Sachsen eingebürgert (Ende des 17. Jahrhunderts)
wurde. Freilich liegt die Nährerde oft dünn genug auf dem stei-
nichten Grunde, und zahlreiches Feldgestein verdrängt die Ackerfrucht.
Es erfriert wohl auch zuweilen der Hafer auf niederem Halme und
die Kartoffel unter dünner Decke. Dennoch werden der Hochfläche
immer neue Ackerflächen abgewonnen, um die zunehmende Bevölke-
rung zu versorgen. Uberall leuchten ja Einzelgehöfte und zerstreut
liegende Häuser von den waldigen Höhen. Uberall ziehen sich Dorf-
schaften die grasreichen Talfalten hinauf, und überall betten sich
betriebsame Städte in die Kesselweitungen ein. Wald, Wiese und
Feld, Dorf und Stadt werden ein beredter Ausdruck für
den vielseitigen Anbau des Elsterlandes.
4. Das obere Elsterland enthält in seinen Sumpf-, Moor= und
Waldflächen zugleich auch ein reiches Quellgebiet. Die Frende
der Bewohner an dem frischklaren Wasser klingt schon aus der oft