Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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wuchernd zwischen den flechtenbehangenen Stämmen aus. Der Fluß 
aber möchte die Blöcke zermalmen, die immer wieder von neuem 
den Weg ihm sperren, bis er endlich an einem Felsenpaare (des Uhu— 
und Klettersteins) seinen Ausweg aus der Wasser- und Wald— 
und Wiesenwildnis findet, die als die „Schweiz“ des 
Etsterlandes ein malerisches Talstück unseres Vaterlandes 
ildet. 
6. Dieses schöne Elsterland haben die deutschen Franken den 
Slaven abgerungen, an deren Ansiedelungen noch manche Namen 
(Olsnitz, Göltzsch) erinnern. Auf den Kuppen der Landschaft und 
an den Hochrändern gründeten sächsische Kaiser auch hier ihre 
Burgen mit Wartturm und Mauerbrüstung, um den neuen Erwerb 
sich zu sichern. Als ihre Vertreter setzten sie zur Verwaltung des 
unterworfenen Landes die „Vögte“ ein, welche in Vogtsberg in 
einem östlichen Seitentale bei Olsnitz und später in Plauen ihren 
Herrensitz gründeten. Bald erlangten sie die Erblichkeit ihrer Würde 
und das Besitzrecht über das Land. Aber durch Teilung und Fehden 
wurde ihre Macht geschwächt, und durch Tausch oder Kauf ging 
endlich (1569) der östliche Teil ihres Gebietes an die Wettiner über. 
Es umfaßt etwa 25 Quadratmeilen (1375 qkm) Fläche und bildet ein 
regelmäßiges Viereck, wenn wir zu seiner Abgrenzung eine Linie vom 
Rammelsberge nach Reichenbach gezogen haben. Früher wurde es 
als „vogtländischer Kreis“ bezeichnet und trägt auch heute noch auf 
Grund seiner geschichtlichen Entwickelung und der eigenartigen 
Stammesnatur der Bewohner den Namen „das Vogtland“ fort. 
Wiederholung. 
7. Die Vogtländer sind von Haus aus kernige Gestalten, voll 
Kraft und Gesundheit, soweit die Fabriktätigkeit das markige Ge- 
schlecht nicht geschwächt hat. Einfache Lebensweise und rührige 
Hand in Feld und Wald stählen die Körperkraft. Aus den Augen 
des Vogtländers leuchten Klugheit und praktischer Verstand, aus 
den Worten spricht nicht selten naturwüchsige Derbheit, neben Bieder- 
keit der Gesinnung zugleich ein Anflug von übersprudelnder Laune. 
Gern macht sich das heitere, lebensfrohe Gemüt im Liede Luft, 
das früher in Spinstuben („Huzzenstuhm"), jetzt wohl noch mit 
neckischen Wechselstrophen bei festlicher Stimmung im Wirtshaus er- 
tönt. Noch fesseln die Sagen des Großmütterchens die Enkelschar 
am häuslichen Herde. Denn der Vogtländer fabelt um so lieber 
von verborgenen Schätzen der Berge, je ärmer diese in der Tat an 
denselben sind. Mit großer Zähigkeit hält er besonders an dem 
Althergebrachten fest und bewahrt trotz der ausgleichenden Gegemwart 
immer noch einen Zug freien Selbstbewußtseins, mit dem schon seine 
Vorfahren eine Vermischung mit den Slaven verschmähten. Nicht 
selten geht dieser feste Sinn in Starrköpfigkeit über, die nur durch 
einen noch festeren Willen gebrochen werden kann. Der gewerbliche 
Ausschwung in den letzten Jahrzehnten hat viele klare Köpfe und 
geschickte Hände zu tatkräftigem Handeln angesporut und viel Wohl-
	        
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