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Erwerbszweig des Vogtlandes, fabrikmäßig aber in einer
großen Pechsiederei bei Eich betrieben.
3. Das Fichtenholz der einheimischen Wälder, durch dessen
Astgehänge der Wind schon ohnehin wie auf Waldharfen spielt,
wird im südlichen Vogtlande zur Fertigung von Musikinstrumenten
verwendet. Dadurch wird das tote Holz beseelt, und es sprechen
dann die Empfindungen der Freude und des Schmerzes in Tönen
aus ihm. Freilich genügen die einheimischen Waldungen der
Fabrikation so vieler und so wertvoller Instrumente oder deren
Teile nicht mehr, und es werden daher anch bessere Hölzer aus
fernen Läudern über die Grenze geführt. An unserer Landesgrenze
(„Mark") hat sich nun Marknenkirchen (8 T.) als Sitz des
Instrumentenbaues erhoben, seitdem Auswanderer des musikliebenden
Böhmens nach dem dreißigjährigen Kriege sich hier am Schwarzbache
niederließen und mit dem Geigenbau begannen. Seit 2 Jahr-
hunderten schon werden hier Wirbel gedreht, Griffbretter geschnitzt
und „Schachteln"“ geformt, um dann die einzelnen Glieder zu
einem vollständigen Violinkörper zusammenzufügen. Tausende von
biegsamen Stäben aus billigem Buchen= oder teurem Eben= und
Schlangenholz werden mit elastischem Pferdehaar aus Ungarn oder
Rußland bezogen, um die Bogen zu liefern, deren Strich dann der
Geige, oder dem Cello, oder dem Brummbaß die singenden Töne
entlockt. Die schwingenden Saiten aber werden aus Schafdärmen
gefertigt, die sogar aus dem asiatischen Rußland bezogen, sorgfältig
gereinigt, wiederholt geschleimt, mehrfach gespalten, durch Schwefel-
dämpfe gebleicht und auf einem Rahmen zusammengedreht werden.
Sollen sie tiefere Töne geben, dann umspinnt man sie wohl auch
mit Metalldrähten, während feinere Saiten (Ouinten) auch aus
Seide hergestellt werden. Neben den Streichinstrumenten fertigen
die Werkstätten Marknenkirchens auch Zithern und Guitarren, also
Reißinstrumente, ebenso Flöten aus Holz und Trompeten aus
Messingblech, also Blasinstrumente. Eine Fachschule für den
Instrumentenbau sorgt für die Heranbildung geschickter und ver-
ständnisvoller Arbeiter, und eine Sammlung zeigt uns musikalische
Instrumente aus aller Herren Länder. Händler vertreiben die
Fabrikate in allen größeren Orten Deutschlands. Ja, auch außer-
deutsche Aufkäufer halten sich in Markneukirchen auf, um für Rußland
und die Türkei, für Amerika und Asien ihre Einkäufe abzuschließen.
Deun selbst für das entlegene Siam in Hinterindien sind Bestellungen
für Instrumente eingegangen, die alle den Elefanten als Wappen-
bild im glänzenden Schilde führen müssen. Auch in unserer Stadt
(oder unserem Dorfe) könnt ihr den Namen Markneukirchens nennen
hören. Fragt nur, woher die Windharfen in den Gärten, die
Drehorgeln auf der Straße, die Harmonikas im Munde oder in der
Händ des Knaben und vor allem die vielen Holz= oder Blech-
instrumente in den Konzerten stammen, ihr werdet vielfach er-
fahren, daß sie Erzeugnisse des singenden und klingenden