— 128 —
4. Aber die Badegäste wollen in Elster auch behaglich wohnen
und vergnüglich leben. Daher sind in der Nähe der Quellen und
Bäder eine große Zahl stattlicher „Logierhäuser“ entstanden, die sich
vorzugsweise die Hauptstraße entlang, aber auch in die Seitentäler
der Elster hinein ziehen. Wie schmuck und freundlich schanen nus
die größeren Hotels, oder kleineren Landhäuser mit ihren grünen
Sommerläden an! Und wie anheimelnd und einladend klingen die
Namen, die sie — wie Personen — tragen, da sich ein jedes
besonderer Schönheiten rühmt. Hier öffnet sich ein „Paradies“ und
ein „Eldorado“, dort winkt ein „Daheim“ oder ein „Vergißmein-
nicht“ bedeutungsvoll dem suchenden Fremden zu! Oft geung werden
die kahlen Wände von Efen umrankt und die Fenster von duftenden
Rosen umblüht. Ein freundliches Gärtchen mit kühler Laube breitet
sich vor den Villen ans, oder umschließt wohl auch das Wohnhaus
von allen Seiten, so daß es wie eine leuchtende Insel aus grünem
Kranze blickt. In den größeren Zimmern oder Sälen des Ortes
sammeln sich die Badegäste, um gemeinsam zu speisen. Der Kur-
saal aber vereinigt sie des Abends zu Konzerten tüchtiger Meister,
oder auch zu frohem Tanze und heiterem Spiele. Zimmer und Säle
sind durchaus sauber gehalten und einfach geschmückt, mit Freundlich-
keit kommen die Wirte den Sommergästen entgegen und reichen
ihnen beim Weggang einen Strauß duftender Rosen. Doch nicht bloß
Reichen, auch Armen kommen die Heilkräfte und Schönheiten des Bade-
ortes zu gute, da der Staat und die Innere Mission durch Stiftungen
(„Bethlehemstift“) auch für einen sorgenfreien Aufenthalt dieser gesorgt
hat. In so anmutiger Behausung und bei so aufmerksamer
Bewirtung kann sich der Fremde in Bad Elster bald heimisch
fühlen. Der gesellige Verkehr aber und die eindringlichen
Töne der Musik können auch die gedrückten Gemüter bald
erheben.
5. Auf Haus und Garten allein aber kann sich das Leben im
Bade nicht beschränken. Von dem wohltätigsten Einflusse auf die
Heilung der Kranken hat sich von jeher vor allem die schöne, freie
Gottesnatur erwiesen. Zur Stärkung der Schwachen breitet sie
ihren Schmuck auch in und an dem Elsterkessel ans. Das frische
Wasser der Elster, die munter durch ihr Talbett rauscht, übt schon
eine belebende Kraft auf abgespannte Seelen aus. Und wie reizvoll
lacht nicht der grüne Wiesenrand dem Ange entgegen, der den Bach
begleitet und sich nach den ländlichen Höhen zicht! Lauschig und
harzduftend winken auch die Wälder, die mit ihrem dunklen Nadel-
dache die Berge umhüllen. Gewundene Pfade führen in ruhiger
Steigung an dem Waldrücken hin, und Bänke laden die Müden zur
Ruhe ein. Oben aber steigt ein Tempelbau oder ein Waldhäuschen
auf, von dem ans der Blick nach den böhmischen und sächsischen
Höhen schweift. Rein und kräftig weht der Lufthauch über den
Wipfeln der Bäume. Dem Staube der Täler entrückt, weitet sich
nun die Brust der Genesenden in tieferen Zügen aus. Gern öffnen auch