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erzeugen, die Gewürze und saftigen Früchte, welche unter der
Sonnenglut des Aquators reifen, die Kolonialwaren also werden
in den Lagerräumen der Plauenschen Großkaufleute aufgestapelt.
Bei ihnen kaufen dann die kleineren Krämer des Vogtlandes ein,
um ihren Laden mit den begehrten Artikeln des täglichen Haushaltes
zu versorgen. — Und wiederum sendet die Landbevölkerung des
Vogtlandes der Hauptstadt die Schätze des Bodens und die
Reichtümer des Stalles zu. Das Getreide, das der Acker
gespendet, das Rind, das der Bauer gezüchtet, werden auf den Markt
nach Plauen geführt. Gegen 10000 Stück des Nutz= oder Schlacht-
viehes kommen jährlich hier in den Handel, und wir haben bereits
früher erwähnt, daß gemästete Rinder sogar für die Bedürfunisse
Englands aufgekauft werden. Mit der Zufuhr von Schlachtvieh
hängen die Gerbereien und die Fabriken für Sohlenleder, das von
hier aus in den Handel kommt, eng zusammen. Um den reichen
Handelsbetrieb zu fördern, ist neben einer Handelsschule auch eine
Handels= und Gewerbekammer in Plauen gegründet worden,
d. h. eine Behörde, welche ihre Fürsorge vorzugsweise den gewerb-
lichen und den Handelsbeziehungen widmet. Plauen ist nicht
nur die erste Industriestadt, sondern auch der wichtigste
Handelsplatz des Vogtlandes geworden.
1. Mit dem Handel der Stadt hängt nun wieder der Zu= und
Abgang der Reisenden, die Zu= und Abfuhr der Rohstoffe und
Waren und die Ab= und Einlieferung der Briefsendungen eng zu-
sammen. Für diesen Verkehr sorgten schon in frühester Zeit die
Straßen, welche in der Talweitung Plauens die Elster überschritten.
Die eine zog sich von Nürnberg im Süden Deutschlands bis nach
Leipzig und zu den Städten des deutschen Nordens hin. Die andere
kam von der böhmischen Grenze her, ging quer durch das Vogtland
hindurch und bog über Plauen zu den thüringischen Nachbargebieten
ein. Beide Straßen aber verknüpften sich an dem Ubergangsorte
zu einem Verkehrsknoten. Neben dem uralten Frachtverkehre hat sich
später ein lebhafter Postverkehr in der Stadt Plauen entwickelt.
Für ihn wurde ein stattliches Reichspostgebäude errichtet, das auf
seinem Mittelbau zwei gußeiserne Adler trägt, von denen jeder
gegen 16 Zentner wiegt. Das scharfe Auge und der schneidige
Flug dieser Wappentiere des Deutschen Reiches mögen uns erinnern,
daß die Findigkeit der Post die fernsten Kunden erspäht und die
Aufträge mit der Schnelligkeit eines Königs der Lüfte besorgt. Vor
allem aber dienen gegenwärtig die Bahnlinien, die Telegraphen=
und Telephondrähte dazu, den Verkehr der Fabrikanten und
Kaufherren mit ihrer Kundschaft blitzschnell zu befördern. So führt
der eine Bahnzug den Elsterfluß hinauf nach dem böhmischen Eger,
ein zweiter über die Landesgrenze nach dem bayrischen Ho#, ein
dritter elsterabwärts nach dem thüringischen Greiz, ein vierter nord-
wärts durch Sachsen nach Leipzig und Dresden. So folgten