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gruppen von Großsedlitz und die Höhen von Maren bescheint.
Das Dorf Großsedlitz ist nur ein Stündchen von Pirna entfernt
und enthält ein königliches Herrschaftsgut, an das sich ein großer
Park anlehnt. Der Garten wird von einer hohen Mauer um-
schlossen und ist in mehrere Stufen geteilt. Hohe, glatt beschnittene
Laubwände trennen die einzelnen Gruppen voneinander, und breite
Steintreppen führen uns von Terrasse zu Terrasse. Auf einem
Sockel, oder in den Laubwänden versteckt, stehen Figuren aus der
alten Göttergeschichte: die Blumengöttin mit dem Füllhorn, oder
Fechter in der Stellung des Angriffs. Lange Gewächshäuser bergen
die Orangenbäume des Südens. Blumenbeete in kunstreichen Formen
leuchten in entzückenden Farben, und Steinbecken sind mit Wasser
gefüllt, in dem sich Fische fröhlich tummeln. Ein einfaches Gartenhaus
erhebt sich am Eingangstor, um die königlichen Herrschaften auf-
zunehmen, wenn sie den Park besuchen. Das Ganze ist ein aus-
drucksvolles Bild der Lustgärten, wie sie in früherer Zeit besonders
am französischen Hofe geliebt und von deutschen Fürsten nachgebildet
wurden. Im französischen Geschmacke wird der Park absichtlich heute
noch erhalten und läßt uns daher auch leicht eine Anschaunng der
früheren Gartenkunst gewinnen. — Von diesem friedlichen Blicke
wollen wir zuletzt noch einmal zu einem kriegerischen eilen. Bei
Maxen, einem Dorfe, das westlich von dem Milcglitztale liegt,
wurden im Jahre 1759 gegen 12 Tausend Preußen unter General
Finck von der österreichischen Armee unter Daun gefangen genommen,
als sie sich auf Befehl des Königs nach Pirna wandten und die
Osterreicher von Dresden abschneiden wollten. Geschütze und Waffen,
Fahnen und Kriegskasse wurden den Gegnern übergeben, die das
Ereignis nun scherzweise den „Finckenfang bei Maxen“ nannten.
Die Sachsen aber erblickten in diesem Schicksale der Preußen eine
Art Vergeltung für ihre eigene Gefangennahme durch die Preußen am
Lilienstein. Ein Garten der Lust und ein Feld der Trauer,
wie nahe sind sie bei Pirna zusammengerückt!
Schlußzusammenfassung: So gewinnt Pirna nach allen
Seiten hin als Hauptort des Elbsandsteingebirges eine gewisse
Bedeutung. Bedentsam wird es durch seine Flußlage am ver-
kehrsreichen Strome, bedeutsam durch seine Bodenlage an der
Senkung des Gebirges zur fruchtbaren Ebene, bedeutsam durch das
äußere Bild, das Schloß, Innen= und Außenstadt uns geben,
bedeutsam durch seine Erwerbsquellen, die ans der eigenartigen
Lage sich ergeben, bedentsam durch die Geschichte des Sonnen-
steins und bedeutsam endlich durch die weitere Umgebung, die
uns einen Königsgarten und ein Erinnerungsblatt aus dem sieben-
jährigen Kriege zeigte.
IV. Lehrdichtung:
Bei Pirna an der Elbe Strand Einst, da ich's unverhofft gesehn,
Stürzt von der nahen Berge Höh’n Erschrak ich bei des Falls Gekrache
Gelöst Gestein zum Uferrand. Und fragte nach dem Grund der Sache.