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dann eine höhere Bedeutung, als ihn Markgraf Heinrich der
Erlauchte zu seinem Fürstensitz erhob. Damals schon entstand auf
starken Pfeilern die erste feste Brücke, die beide Orte nachbarlich
verband und den Verkehr sicher über den Strom führte. In die
Markgrafenzeit fällt demnach die erste Entwickelungsstufe der
Hauptstadt Dresden. Der weitere Ausbau von Alt= und Neudresden
erfolgte erst im 16. Jahrhunderte, als die Silbergaben des Erz-
gebirges so reichlich in die Kassen unseres Staates flossen. An die
Bautätigkeit des Herzogs Georg des Bärtigen, der das
Georgenschloß errichtete, erinnert jetzt noch das Georgentor. Dem
Kurfürst Moritz, welcher beide Orte erst zu einer Stadt vereinigte
und ihren engen Festungsgürtel sprengte, um ihn weiter hinaus zu
legen, wurde an der damaligen Stadtgrenze von dem dankbaren
Bruder das Moritzdenkmal gesetzt. Dieser, der Kurfürst August l.,
sorgte für Pflasterung, Reinigung und durch Ankauf der Ostragüter
für Erweiterung der Stadt. Den frommen und wirtschaftlichen Sinn
seiner Gemahlin, der „Mutter"“ Anna, bekundet dem heutigen
Geschlechte noch die Annenkirche und das Annendenkmal, das die
Kurfürstin mit Buch und Schlüsselbund darstellt. In die herzogliche
und mehr noch in die kurfürstliche Zeit fällt demnach die zweite
Entwickelungsstufe der Stadt Dresden. Besonders aber haben
weiterhin Friedrich August l. und II., Vater und Sohn, die
neben dem Kurhut auch die polnische Königskrone trugen, die
Hauptstadt mit prächtigen Bauten geschmückt. An der Elbe wurden
herrliche Paläste mit Säulengängen geschaffen, die den Vorhof eines
würdigen Fürstenschlosses bilden sollten und den Namen „Zwinger“
tragen. Nun wölbte auch ein sächsischer Meister über den rundlichen
Innenraum der Frauenkirche die stattliche Kuppel, und ein Italiener
errichtete die katholische Hofkirche, stützte ihre Wände mit Pfeilern
und stellte Marmorfiguren #in die Nischen und auf die Kauten des
platten Daches. Die Pracht der Königsbauten suchten damals auch
die Bürgerhäuser nachzuahmen. Sie zierten die Stirnseiten mit
Bogenfenstern und zogen steinerne Blumengewinde von Bogen zu
Bogen. Das ist die dritte Entwickelungsstufe in der Banugeschichte
der Stadt: die polnische Königszeit, die der Hauptstadt zum
größten Teil ihr heutiges Aussehen verlieh. Von neuem ist endlich die
Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts in
Dresden erwacht. Das neue Theater mit seinem Goldschmuck im
Innern erhob sich, Paläste für Schulen und Posten, für Militär
und Rechtspflege entstanden, neue Straßen wurden erschlossen, Kirchen
und Denkmäler errichtet, und Villen schlangen sich mit freundlichen
Gärten um die Straßen der Innenstadt. Die sächsische Königs-
zeit bildet die vierte Entwickelungsftufe im Aufbau der Stadt
Dresden. — Und nun wenden wir uns zu dem „Fürstenzuge“
an der Rückwand des ehemaligen königlichen Stallgebändes, um
hier einen Heinrich den Erlanchten, einen Georg den
Bärtigen, Moritz und Augustl., einen Friedrich August I.
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